„Digitalisierung ist das zentrale Thema“ | stores+shops

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Jens Siebenhaar ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Rewe Systems GmbH. (Foto: Rewe)

„Digitalisierung ist das zentrale Thema“

Die Ausstattung der privaten Haushalte mit Smartphones und anderen Mobilgeräten ist enorm gestiegen; der Online-Handel gilt weiterhin als wichtiger Wachstumstreiber. Das EHI sprach mit Jens Siebenhaar, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rewe Systems GmbH, über IT-Themen und Trends im Handel.

Herr Siebenhaar, was sind zurzeit die wichtigsten Themen für die IT im Handel?

Die Digitalisierung in jeder Dimension ist zurzeit sicher für die meisten IT-Verantwortlichen im Handel das zentrale Thema. Geschäft oder Onlineshop – viele Menschen setzen in Zukunft automatisch voraus, dass sie ihre Produkte auf unterschiedliche Weise einkaufen können: mal im Geschäft, mal von zu Hause aus. Bei Lebensmitteln ist das zwar derzeit noch nicht so stark ausgeprägt, aber auch hier stehen Veränderungen an. In einigen Ländern hat auch der Onlinehandel mit Lebensmitteln bereits beachtliche Marktanteile erreicht. Die Einbindung der unterschiedlichen Absatzkanäle in alle verbundenen Prozesse ist eine Herausforderung. Dabei gilt es, einerseits schnell und dynamisch im Online-Umfeld zu sein und andererseits den Anforderungen an Stabilität und Effizienz im bestehenden stationären Umfeld gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass nur eine Datenbasis für die unterschiedlichen Kanäle verwendet wird.  

Verwaltung von Bonuspunkten auf dem Smartphone (Foto: Rewe)

Verwaltung von Bonuspunkten auf dem Smartphone (Foto: Rewe)

Welche Rolle spielt dabei die Ausstattung der Kunden mit Kommunikationsgeräten?

Schon heute haben drei Viertel aller Deutschen ein Smartphone. Und das nutzen viele auch bereits sehr intensiv. Darauf müssen wir uns einstellen und Kunden Anwendungen anbieten, die ihnen das Einkaufen erleichtern beziehungsweise die den Spaß am Einkaufen vergrößern. Das fängt bei der Werbung an und reicht bis hin zum Bezahlen. Handzettel werden schon heute auch digital bereitgestellt, Gutscheine ebenso. Kundenkarten werden durch die Smartphones ersetzt, und es ist durchaus vorstellbar, dass die Kunden mit ihren eigenen Handys im Supermarkt ihre Waren scannen.

Sind damit auch Risiken verbunden?

Durch die immer stärkere technische Verknüpfung mit den Kunden steigen auch die Anforderungen an die Sicherheit der IT-Systeme. Für uns ist IT-Sicherheit permanent ein Thema, und wir haben hier in den letzten Jahren ganz erheblich investiert. Durch die Integration von Payback und den Aufbau eines Online-Geschäftes haben wir heute ganz andere Datenbestände. Unsere Verantwortung ist erheblich gestiegen und wir nehmen diese sehr ernst.

Und nun kommt auch noch das neue IT-Sicherheitsgesetz.

Die Initiative zum IT-Sicherheitsgesetz hat allerdings einen anderen Hintergrund. Die Bundesregierung befürchtet, dass der deutsche Lebensmittelhandel zum Beispiel durch Hacker-Angriffe flächendeckend lahmgelegt werden kann. Dies ist wegen der vielen unterschiedlichen IT-Systeme, die es heute in unserer Branche gibt, allerdings kaum realistisch. Solange Strom fließt und die Telekommunikation funktioniert, können wir arbeiten und die Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Aus unserer Sicht sollte das IT-Sicherheitsgesetz daher auch im Lebensmittelhandel keine Anwendung finden. Wir haben ein großes Eigeninteresse daran, dass unsere IT funktioniert. Das Melden von Störfällen und die ständige Überprüfung der IT-Sicherheit per Gesetz anzuordnen, ist für uns nicht der richtige Weg. Schließlich verursacht ein Gesetz umfassende Folgekosten, ohne dass ein Mehrwert dabei entsteht.  

Bringen Sicherheitsthemen auch neue Anforderungen an die Mitarbeiter-Qualifikation mit sich?

Ja, selbstverständlich, sowohl bei der Weiterbildung unserer bestehenden Mannschaft als auch bei der Personalgewinnung. Wir sind auf Absolventenkongressen, Jobbörsen und ähnlichen Veranstaltungen präsent. Unsere Neuentwicklungen von Handelsformaten oder im E-Commerce tragen dazu bei, dass die Rewe Systems auch als innovativer Arbeitgeber gesehen wird. Gerade im IT-Bereich ist das extrem wichtig. Die Herausforderung für uns liegt darin, zunächst einmal klarzumachen, dass wir nicht nur Lebensmittel verkaufen, sondern auch ein großer interner IT-Dienstleister sind, der spannende Herausforderungen für IT-Spezialisten zu bieten hat.

Bei der Technik im Markt geht Rewe mit elektronischen Regaletiketten einen Schritt voran.

Wir haben uns entschieden, alle neuen Märkte und sämtliche Umbauten mit elektronischen Regaletiketten auszustatten. Sowohl in den Filialen als auch bei den selbstständigen Kaufleuten wird diese Technik stark nachgefragt. Wir sehen hier viele Vorteile bei der Preispflege, und auch die Kunden schätzen die Displays. Die Technik ist inzwischen ausgereift, und die Anschaffungspreise haben nachgegeben.  

Wird es auch beim Selfscanning zu einem Rollout kommen?

Aus Sicht der IT sind wir bereits im Rollout. Das heißt, wenn ein Markt Selfcheckout möchte, dann installieren wir. Ob das im Einzelfall sinnvoll ist, hängt sehr vom Standort ab, von den Grundrissen und natürlich von der Kundenstruktur. Dies gilt zumindest für die stationären Selfcheckout-Lösungen. Bei mobilen Systemen wird möglicherweise ein weiterer Schub kommen, wenn die Kunden mit ihren eigenen Handys scannen können. Wir beobachten auch hier die Entwicklungen im Markt.

Werden auch Ihre Mitarbeiter in den Märkten in Zukunft mit eigenen Geräten arbeiten können?

Wir glauben daran, dass die MDE-Geräte sich stark verändern werden. Sicher haben wir in den Märkten bestimmte physikalische Anforderungen an die Geräte, also im Hinblick auf Schmutz- und Stoßempfindlichkeit. Aber dafür wird es Lösungen geben. Und warum sollen wir den Mitarbeitern dann nicht ermöglichen, dass sie ihr Smartphone auch für die Arbeit im Unternehmen nutzen. Das kann doch für alle Beteiligten sehr von Vorteil sein.

Was halten Sie von Apple-Pay?

Es ist schon beeindruckend, welche Marktmacht Apple hat. In den USA gibt es ja offensichtlich schon nach kurzer Zeit eine große Zahl von Anhängern dieses Bezahlverfahrens. Allerdings funktioniert Apple-Pay ja momentan nur für Kreditkarten, und die Art der Kostenverrechnung müsste für den deutschen Markt noch modifiziert werden. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass bei den Bezahlverfahren in Deutschland neben Bargeld die Debitkarten den Ton angeben und auch die Kosten eine sehr wichtige Rolle spielen. Wir bieten unseren Kunden mobiles Bezahlen mit Yapital an und testen in Berlin NFC-Bezahlsysteme.

Fotos (2): Rewe

Das Interview führte Michael Gerling.

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