Bondaten-Analyse stoppt Betrug an der Kasse | stores+shops

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Foto: EHI / Hauser

Bondaten-Analyse stoppt Betrug an der Kasse

Software-Tools zur Auswertung von Bondaten sind inzwischen im Echtbetrieb getestet und laufend verfeinert worden. Damit haben sie sich zu einem effektiven Instrument gegen betrügerische Kassen-Mitarbeiter entwickelt. Die Neukauf Markt GmbH lieferte dazu auf dem EHI Inventur- und Sicherheitskongress 2015 ein Beispiel.

Rund 900 Millionen Euro, damit knapp ein Viertel der gesamten jährlichen Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel, gehen auf das Konto der eigenen Mitarbeiter. Insgesamt – so das EHI in seiner aktuellen Studie „Inventurdifferenzen 2015“ – summierten sich die Verluste des Handels im vergangenen Jahr auf 3,9 Milliarden Euro. Der Löwenanteil, nämlich rund 2,1 Milliarden Euro, wurde durch diebische Kunden verursacht. Lieferanten sowie Servicekräften werden etwas mehr als 300 Millionen Euro an Warenverlusten im Jahr zugerechnet. Die restlichen 600 Millionen Euro sind auf organisatorische Mängel innerhalb der Handelsunternehmen zurückzuführen.

Bei den Mitarbeiter-Delikten werden nach Einschätzung von Frank Horst, Leiter des Forschungsbereichs Inventurdifferenzen und Sicherheit beim EHI, die höchsten Verluste durch Unterschlagungen an der Kasse verursacht. Immer mehr Handelsunternehmen setzen daher eine Software zur Bondaten-Analyse ein. Die Effektivität der Anwendung in Form aufgedeckter Betrugsfälle ist zumindest in der Anfangsphase meist enorm hoch. Danach setzt bei den Mitarbeitern ein Abschreckungseffekt ein, der sich wiederum in konstant geringeren Inventurdifferenzen niederschlägt.

Diese Erfahrung hat auch Hans-Peter Schöllig gemacht. Der Leiter des Bereichs Scannerdaten, Loss Prevention und Personaleinsatzplanung bei der Neukauf Markt GmbH berichtete auf dem Inventur- und Sicherheitskongress des EHI, der Mitte Juni in Köln stattfand, über seine Erfahrungen mit der Bondaten-Analyse. Bei Neukauf erfolgt eine tägliche digitale Kontrolle der Bondaten zurzeit in 1.212 Märkten und in 750 Backfilialen. Die Auswertungen liegen am Folgetag auf dem Tisch. Im System vordefinierte Risikobereiche und Schwellenwerte basieren auf praktischen Erfahrungen und vermitteln dem Revisor nur die wirklich sinnvollen Informationen.

Aus Nachweisgründen wird Loss Prevention-Software häufig in Kombination mit Video-Kameras eingesetzt, die im Verdachtsfall temporär und versteckt über einem Kassenplatz installiert werden. Auf dem EHI-Kongress demonstrierte Rainer Weidenbach, Geschäftsführer der Security Consult GmbH in Roßhaupten, die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Video-Technik. So kann aus Bedienablauf-Projektionen jederzeit der korrespondierende Kassenbon aufgerufen werden – umgekehrt können anhand von Bondaten wie Datum oder Artikelnummer die dazugehörigen Videosequenzen herausgefiltert werden. Somit lassen sich über die Software festgestellte Unregelmäßigkeiten direkt durch Bildmaterial verifizieren.

Eine nicht Technik-gestützte, sondern auf psychologischen Erkenntnissen basierende Art der Überführung betrügender Mitarbeiter stellte Manuel Erpenbach auf dem EHI-Kongress vor. Er arbeitet als Loss Prevention- und Inventory Controll-Manager bei der Game Stop Deutschland GmbH. Game Stop betreibt rund 660 Videospiele-Stores in 15 Ländern. Erpenbach praktiziert die sogenannte „Non-Confrontational Interview Technique“, die auf verhaltenspsychologischen Erkenntnissen des bekannten Wissenschaftlers Paul Ekman basiert. Rund 80 Prozent der Verluste entstehen bei Game Stop durch das eigene Personal. Verdächtige Mitarbeiter bittet Erpenbach zum Gespräch, in dessen Verlauf er sich durch eine spezielle Interview-Technik und durch intensive Beobachtung der verbalen und non-verbalen Reaktionen ein Bild davon macht, ob sein Gesprächspartner zu Recht verdächtigt wird. Ist dies der Fall, versucht er ihn – ebenfalls durch eine wissenschaftlich fundierte Gesprächsführung – zu einem Schuldeingeständnis zu bewegen.

Im vergangenen Jahr hat Erpenbach 180 derartige Gespräche geführt. Knapp die Hälfte davon endeten mit einem Schuldeingeständnis, inklusive einer detaillierten Beschreibung des Tatvorgangs. „Mit steigender Erfahrung wird die Effektivität dieser Methode ständig höher – parallel dazu spricht sich unser Vorgehen bei den Mitarbeitern herum und die Zahl der Vorfälle geht zurück“, berichtet Erpenbach.

Fotos (4): EHI / Hauser

Weitere Informationen: www.ehi-sicherheitskongress.de

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