Der doppelte Vorteil von RFID auf Filialebenen | stores+shops

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Gerry Weber ist einer der RFID-Pioniere im Modehandel (Foto: Checkpoint)

Der doppelte Vorteil von RFID auf Filialebenen

Für den Einsatz von RFID als Technologie zur berührungslosen Identifikation von Einzelartikeln spricht die Zeitersparnis bei allen Zählvorgängen. Das macht Bestandsaufnahmen in kurzen Abständen möglich. Folge: eine besonders hohe Bestandsgenauigkeit. Diese Transparenz lässt sich noch steigern, wenn auch die Warensicherung mit RFID erfolgt.

Das Modehaus Hagemeyer in Minden, mit 19.000 qm Fläche einer der „Platzhirsche“ in Ostwestfalen, will ab Frühjahr 2014 die Artikel der Marken Gerry Weber und Marc O’Polo mit Hilfe von RFID-Funkchips erfassen und steuern. Die Technologie zur berührungslosen Verfolgung von Ware auf Einzelartikelebene soll darüber hinaus auf Labels mit überdurchschnittlich hohen Inventurdifferenzen ausgedehnt werden. „Hier werden wir mit wöchentlicher Kontrolle die Ursachenforschung für hohe Bestandsdifferenzen betreiben“, so die Ankündigung von Martin Heinzmann, Mitglied der Hagemeyer-Geschäftsleitung.

Die Boutique Sigi im Modehaus Hagemeyer in Minden sammelt seit zwei Jahren Erfahrungen mit Warensicherung und Bestandskontrolle mit RFID.

Die Boutique Sigi im Modehaus Hagemeyer in Minden sammelt seit zwei Jahren Erfahrungen mit Warensicherung und Bestandskontrolle mit RFID.

Schon seit zwei Jahren sammelt Hagemeyer Erfahrungen in Sachen RFID – als Technologiepartner der Boutique Sigi, einer Mieterin im Hagemeyer-Gebäude. Das RFID-Etikett dient hier gleichzeitig zur Warensicherung. „Die Inventurdifferenzen betragen hier nur noch ein Viertel des Wertes vor der Umstellung auf RFID“, sagt Martin Heinzmann. Die Bestände werden wöchentlich erfasst. „Bei einem solchen Vorgehen fallen Sortimentslücken, auch verursacht durch Diebstahl, sofort auf und nicht erst bei der Jahresinventur“, so Tom Vieweger, Experte von Enso Detego, ein Anbieter für RFID-Lösungen mit Sitz in Graz.

Mit seinen RFID-Plänen steht Hagemeyer nicht allein. Gerade in 2013 hat das Thema RFID, speziell in der Bekleidungsbranche, Fahrt aufgenommen. „Viele Händler warten auch nicht mehr darauf, dass eine Mindestanzahl ihrer Lieferanten eine bestimmte Quote von Ware mit RFID-Etiketten auszeichnet, sondern übernehmen dies selbst“, beobachtet Vieweger.

Für die Kombination von RFID mit Warensicherung spricht zum einen, dass das RFID-Etikett eine zusätzliche Auszeichnung der Ware mit Sicherheitsetiketten überflüssig macht. Gleichzeitig wirkt die Kombination von RFID mit Warensicherung zurück auf den Aspekt der Bestandsgenauigkeit: „Der Händler weiß genau, was, wann und wo in welcher Menge gestohlen wurde und kann auf dieser Basis anschließend Sortimentslücken zeitnah schließen und die Warenverfügbarkeit sicherstellen“, so Steve Howells, Leiter des Geschäftsbereichs RFID Europe bei Checkpoint Systems.

Die Investitionen amortisieren sich meist innerhalb von zweieinhalb Jahren.

Johannes Schick

Höltl Retail Solutions

In der Bekleidungsbranche gilt das Unternehmen Gerry Weber aus Halle in Westfalen als RFID-Pionier. Hier sind die RFID-Etiketten bei sehr vielen Produktgruppen direkt in das eingenähte Pflegeetikett integriert. „Alle Produkte, die vor dem Verkauf vorgewaschen werden, sind alternativ mit RFID-Hängeetiketten ausgestattet“, erklärt Michel Feurich, verantwortlich für die IT-Strategie bei Gerry Weber. Der EPC (Einzelidentnummer) eines jeden Artikels in einer Filiale ist in einer Datenbank innerhalb des jeweiligen Stores gespeichert und mit der Warensicherungsanlage gekoppelt.

Antennen im Fußboden

Beim Abverkauf scannt die Filialmitarbeiterin den Barcode des zu verkaufenden Artikels. Dabei platziert sie den Artikel auf einer Fläche auf dem Kassentresen, unter dem ein RFID-Reader angebracht ist. Sobald der an der Ware befindliche RFID-Tag erkannt ist, wird dieser deaktiviert, indem er irreversibel überschrieben wird. Gleichzeitig wird die EPC-Nummer aus dem Bestand der Filiale bzw. aus der Datenbanktabelle gelöscht. Die erfolgreiche Deaktivierung wird der Filialmitarbeiterin farblich auf dem Kassenbildschirm angezeigt. Sie kann nun entweder den nächsten Artikel scannen oder den Bezahlvorgang initiieren. „Für unsere Filialmitarbeiterinnen ist dieser Ablauf wesentlich einfacher zu handhaben als das umständliche Entfernen eines zusätzlichen Warensicherungsetiketts“, beschreibt Feurich einen weiteren Nutzen.

Für unsere Filialmitarbeiterinnen ist der Ablauf einfach zu handhaben.“

Michel Feurich

Gerry Weber International

In den Gerry Weber-Filialen kommen unterschiedliche Antennen zum Einsatz, darunter die bekannten „Sicherheitsschleusen“ links und rechts vom Eingang ebenso wie Deckenantennen und testweise sogar Fußmatten mit integrierten RFID-Antennen. Die Antennen werden in jeder Filiale feinjustiert, um zum einen das Umgehen der Warensicherung zu verhindern und zum anderen den Alarm nicht unnötig zu aktivieren. Unter dem Strich seien die Inventurdifferenzen leicht rückläufig, heißt es bei Gerry Weber.

Alternativ zur Löschung der EPC-Nummer in der Datenbank können RFID-Anwender beim berührungslosen Erfassen der RFID-Etiketten an der Kasse dem EPC in der Datenbank auch die Information „verkauft“ hinzufügen. Die am Ausgang positionierten RFID-Reader prüfen beim Passieren den Status des EPC in der Warensicherungs-Datenbank und geben gegebenenfalls Alarm. Der Vorteil bei diesem Vorgehen: „Das Etikett bleibt in Funktion und kann bei einer Retoure erneut am POS gelesen werden“, heißt es bei Nedap, Ratingen, Anbieter von Diebstahlsicherungen für den Handel. Und selbst ohne Warensicherungs-Datenbank funktioniert’s: Dabei wird beim Identifizieren des Etiketts bzw. des EPC an der Kasse die Information „verkauft“ direkt dem Datenträger auf dem Etikett hinzugefügt. Die Überprüfung am Ausgang bleibt unverändert.

Alarm auf dem iPod

Bei Adler Modemärkte (rd. 170 Filialen) war die Warensicherung mit RFID sogar eines der Hauptargumente für die Investition. Zuvor war nur ein kleinerer Teil des Sortiments gesichert, da sich der Aufwand im unteren und mittleren Preissegment nicht immer rechnete – im Rahmen von RFID aber sehr wohl. Inzwischen läuft der Rollout. Die RFID-Etiketten werden beim Kassierprozess nicht deaktiviert. „Das Lesegerät ist unter dem Kassentisch installiert und wird per Button aktiviert. Beim Kassierprozess wird der Einzelartikel durch den RFID-Tag erkannt. Wenn der Bon abgeschlossen ist, wird der EPC im RFID-System als ‚verkauft‘ markiert“, erklärt Roland Leitz, Bereichsleiter IT bei Adler Modemärkte. Die Antennen am Ausgang detektieren nur diejenigen Artikel, die nicht als „verkauft“ gekennzeichnet sind. Dazu haben sie eine „intelligente Routine“ eingebaut, die Artikel, die in der Nähe präsentiert werden, automatisch ausschließt.

Steve Howells von Checkpoint testet bei C&A die Waren-Lesung mit RFID innerhalb eines Pilotprojekts. (Foto: Checkpoint)

Steve Howells von Checkpoint testet bei C&A die Waren-Lesung mit RFID innerhalb eines Pilotprojekts. (Foto: Checkpoint)

Die Auslösung eines Alarms kann mittlerweile auch auf einem PC und sogar wie bei Adler Modemärkte auf mobilen Geräten des Personals oder auf der Kassenoberfläche angezeigt werden. „Die Verbindung der Antenne mit einer RFID-Datenbank macht‘s möglich. Bei klassischer elektronischer Artikelsicherung ist dies nicht der Fall“, erklärt Tom Vieweger von Enso Detego. Der Umgang mit RFID-Etiketten und darin integrierter Warensicherung an der Kasse gilt als problemlos. „Da das Etikett nicht entfernt, sondern lediglich von einer in den Kassentisch integrierten Antenne gelesen werden muss, ist der Prozess einfach durchzuführen und für das Personal eine Erleichterung des Kassiervorgangs“, sagt Uwe Quiede von Tailorit. Die RFID-Antenne kann auch unter dem Kassentisch angebracht werden, weil die RFID-Funkwellen viele Arten von Materialen, zum Beispiel auch Holz, durchdringen. Die Antenne lässt sich so justieren, dass sie ein definiertes Feld auf der Oberfläche des Kassentisches erfasst. Die Antennen am Ausgang des Stores können direkt an der Türe, aber auch an der Decke oder hinter der Verkleidung einer Säule angebracht werden – und sogar im Fußboden. „Für einen Händler bedeutet dies eine Vielzahl an Optionen, die entsprechend seines Ladenbaukonzeptes gewählt werden können“, so Quiede.

Fotos (3): Checkpoint

Sicherung: Prozess- oder bestandsgetrieben

„Die bisherigen Projekte zeigen, dass sich Investitionen in RFID mit Warensicherung innerhalb von zweieinhalb Jahren oder schneller amortisieren“, meint Johannes Schick, Geschäftsführer von Höltl Retail Solutions, Bad Hersfeld, einer der Pioniere der Abbildung von RFID in Kassensoftware. Die zentralen Argumente laut Schick: „85 Prozent weniger Zeitaufwand beim Wareneingang, 75 Prozent Zeitersparnis bei Bestandsaufnahmen, und Bestandsgenauigkeit von mehr als 98 Prozent.“ Laut dem RFID-Experten Uwe Quiede von Tailorit unterscheidet man zwischen einem prozessgetriebenen und einem bestandsgetriebenen Ansatz beim Einsatz von RFID. Für prozessgetriebene Unternehmen ist RFID mit Warensicherung in erster Linie ein Instrument zur Kostenminimierung und basiert auf Etikettierung an der Quelle sowie der Nutzung von Einweg-Etiketten, die nicht an der Kasse entfernt werden müssen. Bestandsgetriebene Unternehmen legen stattdessen den Fokus auf Umsatzchancen durch Minimierung von Sortimentslücken. „Die Kombination von RFID mit Warensicherung soll dabei zum einen die Schwund-Quote minimieren und zum anderen den Schwund transparent machen.“

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