Schneller und effizienter im Netzwerk

Videoüberwachung kann eine sehr wirkungsvolle Ergänzung in einem Interventionskonzept gegen Inventurdifferenzen sein – richtig eingesetzt. Doch erst die zielgerichtete Bildanalyse sowie die Echtzeit-Beobachtung durch Detektive oder eigene geschulte Mitarbeiter führen nachhaltig zur Reduzierung von Inventurdifferenzen. Leistungsfähige, effektive Videoüberwachung und -analyse beginnt mit hochwertigen Videobildern. Was Kameras an Bildqualität nicht zur Verfügung stellen, kann durch nachgeschaltete Software nicht in wirtschaftlich vernünftigem Maße optimiert werden. Hierbei ist nicht unbedingt die Anzahl der Bildpixel ein aussagekräftiger Parameter für gute Bilder. Es kommt darauf an, was die Kamerasoftware aus den Pixeln macht. Bei guter optischer Ausstattung werden heute von Netzwerkkameras hervorragende Bilder generiert.

Derzeit sind bereits „bezahlbare“ 4K-Netzwerkkameras mit einer Auflösung von acht Megapixeln erhältlich, die eine 4-fach höhere Auflösung bieten als die bisher vielfach eingesetzten Full-HD-Kameras. Die Bildqualität bei nicht optimalen Lichtverhältnissen sowie die nachlassende Tiefenschärfe bei Zoomfunktion wurden deutlich verbessert. Diese Verbesserungen sind bereits bei Netzwerkkameras ab einer Auflösung von mindestens sechs Megapixel zu erkennen. Die inzwischen sehr guten Tiefenschärfebereiche (ca. 15 m bei 6 Megapixel / 90°-Objektiv) führen in der Regel zu einer deutlich reduzierten Kameraanzahl in der überwachten Fläche. Diese Tiefenschärfenbereiche sind durch die Höhe der Ladenmöblierung in einem Handelsgeschäft oft nur bedingt nutzbar. Deshalb ist eine genaue Planung der Kamerapositionen sehr wichtig. Ferner ist unter Kostenbetrachtungen zu prüfen, welche Auflösung wirklich benötigt wird und sinnvoll ist.

Keine Kabelnetze

Netzwerkkameras haben den Vorteil, die Videoüberwachung direkt in bestehende Netzwerke zu integrieren. Das spart gegebenenfalls unverhältnismäßig hohe Investitionen in Kabelnetze für die Videoüberwachung. Die Tiefe der Video-Integration in bestehende Netzwerke ist frei definierbar. Die Anbindung von Netzwerkkameras über Wlan ist dabei nicht sinnvoll, denn Wlan kann technisch manipuliert werden. Dies kann dann zu Bildausfall bei Diebstählen führen.

Die Flexibilität bei der Verteilung der Videobilder in einer Betriebsorganisation ist bei Netzwerk-Video-Plattformen optimal. Situationsanalyse und Anzeige von Live-Bildern an beliebig vielen Arbeitsplätzen zeitgleich ist damit selbstverständlich. So kann zum Beispiel ein Detektiv-Arbeitsplatz mit frei wählbaren Videobildern und Videoüberwachungsbereichen bedient werden. Gleichzeitig werden Live-Bilder an selektiven Arbeitsplätzen angezeigt. Parallel dazu können mit einer Analysesoftware Vorgangsrecherchen erfolgen. Die Videoanalyse kann damit auf mehrere Backstage-Bereiche verteilt werden. Das ist die effektivste Art und Weise, bereichs- und situationszugeordnet Videoanalysen qualifiziert und sehr zeitnah durchzuführen. Möglich sind dadurch eine schnelle Detektion von Tatabläufen und daraus resultierende sofortige strukturelle Änderungen oder Anpassung von Betriebsabläufen. Zeitnahe Videoanalyse ist daher ein wichtiges Mittel zur Reduzierung von Inventurdifferenzen.

Videoüberwachungssysteme sind inzwischen auch ein unerlässliches Werkzeug für Detektive auf Verkaufsflächen. Die flächendeckende Videoüberwachung am Monitor ermöglicht Detektiven eine viel bessere Übersicht der Verkaufsfläche.

Schnelle Reaktionen

Mitarbeiter auf der Fläche können gezielt und schnell zu Tatorten, Tätern oder Gefahrensituationen gesteuert werden. Beim heute immer öfter anzutreffenden Bandendiebstahl mit mehreren Tätern gleichzeitig und sehr schnellen Warenabgriffen ist dies ein großer Vorteil. Solche Vorgänge werden bildlich gespeichert und dokumentiert.

Analysesoftware wird inzwischen immer öfter auch parallel zum Einsatz von Detektiven eingesetzt. Nicht auffindbare Ware kann damit entweder wieder aufgefunden werden, oder der „Abgriff“ wird identifiziert und aus gespeicherten Bildern ein Vorgang lückenlos aufgezeigt. Selbst wenn am Tatort kein optimales Bild der Tat gespeichert wurde, kann nicht selten eine Tätererkennung durch eine fast lückenlose Videoüberwachung der Fläche erfolgen: Dabei werden die Kameras so platziert, dass aufgrund der Wegeführung Täter auf jeden Fall in den Nahbereich einer Kamera kommen müssen.

Häufig wird von den Tätern die Abdeckung des Gesichts und sonstiger eindeutiger Identifikationsmerkmale versucht. Doch kann man auch feststellen, dass Täter immer unvorsichtiger werden, je weiter sie sich vom Tatort entfernen. An dieser Stelle schlägt dann die Stunde einer vorausschauenden Planung und Platzierung von Überwachungskameras: Die lückenlose Aufzeichnung von Tathergang und Bewegungsprofil eines Täters auf der Verkaufsfläche kann eine aussagekräftige Beweiskette ergeben. Ob ein solches leistungsfähiges System den Einsatz von Detektiven vollständig oder zumindest temporär ersetzen kann, hängt auch von der Motivation und Aufmerksamkeit der Verkaufsmitarbeiter und von der Möblierung der Verkaufsfläche ab.

Nach Inbetriebnahme von Videoüberwachungssystemen kann die örtliche Polizeibehörde zu einer Vorführung eingeladen werden, um sich ein Bild zu machen, welche Beweismittel für eine juristische Aufarbeitung im Fall der Fälle zur Verfügung stehen. Eine solche juristische Aufarbeitung findet bislang nicht immer statt. Es kann vorkommen, dass Videobilder als Beweismittel wegen mangelnder Qualität nicht gerichtsverwertbar sind. Insofern können leistungsfähige Kameras, Bildspeicherung und eine Bildanalysesoftware eine schlüssige Beweiskette unterstützen.

Autor Rainer Weidenbach ist Geschäftsführer von Security Consult GmbH, Roßhaupten.

Weitere Informationen: www.security-consult-weidenbach.de