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Tatort Kassenplatz: Bondaten-Scoring kann helfen, Delikte aufzudecken. (Foto: Axis)

Unehrlichkeiten aufdecken

Das automatische Scoring von Kassendaten hat sich zu einem effektiven Instrument gegen betrügerische Kassenmitarbeiter entwickelt. Die Software wird insbesondere in den FMCG-Branchen eingesetzt, so auch bei der Edeka Handelsgesellschaft Südwest in Offenburg.

Über 1.300 Kassenmitarbeiter wurden bei der Neukauf Markt GmbH, Tochterunternehmen der Edeka Handelsgesellschaft Südwest, zwischen 2003 und 2014 des Betrugs überführt – im Schnitt also rund 120 Mitarbeiter pro Jahr. Wie viele große Filialisten im Food-Einzelhandel lässt auch Neukauf seine Bondaten von einer Analyse-Software nach Auffälligkeiten durchforsten. Dabei werden die Bons aus momentan 1.212 Märkten und aus 750 Back-Shops täglich in die Zentrale nach Heddesheim transferiert und dort gecheckt.

Den Negativ-Rekord hält ein Mitarbeiter, der nachgewiesenermaßen über 100.000 Euro unterschlagen hat und kurz nach Einführung der Scoring-Lösung im Jahr 2003 überführt wurde. „Im Laufe der Zeit macht sich der Abschreckungseffekt bemerkbar, die Zahl der Aufdeckungen und die festgestellten Schadenshöhen entwickelten sich deutlich degressiv“, so Hans-Peter Schöllig, Leiter des Bereichs Scannerdaten, Loss Prevention und Personaleinsatzplanung bei der Neukauf Markt GmbH.

Abschreckungseffekte

Das lässt sich auch an den sogenannten Wiedergutmachungsbeträgen ablesen, die das Unternehmen bei außergerichtlicher Einigung von den überführten Mitarbeitern verlangt. Pro Fall bewegten sich diese im Jahr 2014 zwischen 10 und 3.500 Euro – dies sind lediglich noch rund 5 Prozent der anfänglichen Werte. Kein Grund allerdings für das Unternehmen, die Maßnahme zurückzufahren. Fünf Mitarbeiter sind in der Zentrale jeweils halbtags damit beschäftigt, die von der Software erkannten Auffälligkeiten zu bewerten und gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten, etwa in Form einer Kamera-Überwachung. „Der Risiko-Druck muss aufrechterhalten bleiben“, meint Schöllig.

Wer wie die Neukauf Markt GmbH täglich rund 1,2 Mio. Einzelbons automatisch analysieren will, muss in die technische Infrastruktur investieren, im Wesentlichen in einen Konverter, der die Bondaten entschlüsselt, konvertiert und indiziert. Ferner in eine Datenbank, die für einen definierten Zeitraum die vom Konverter gelieferten Bondaten speichert. Und schließlich in die Analyse- und Berichtssoftware, die alle Daten systematisch auswerten kann.

Leergut und Preisabfragen

Bei Neukauf dauerte der Implementierungsprozess rund ein halbes Jahr. Das umfasste die Feinarbeit zur Vereinheitlichung der Datensätze aus den unterschiedlichen Kassensystemen und zur anwenderspezifischen Feinjustierung der einzelnen Auswertungstools. Die Gesamtkosten für die Implementierung der Lösung lagen im sechsstelligen Bereich, so das Unternehmen. „Durch die aufgedeckten Betrugsfälle und durch die Reduzierung der Inventurverluste hat sich die Investition jedoch schnell amortisiert“, sagt Hans-Peter Schöllig.

Ansatzpunkte zur Aufdeckung möglicher Manipulationen gibt es einige. Die Software identifiziert zum Beispiel auffällig hohe Retouren, häufige Preisabfragen, 1-Cent-Buchungen, überdurchschnittlich viele Bonabbrüche, Bonstornos und Zeilenstornos ebenso wie Besonderheiten beim Handling von Rabatten und Coupons. Aber auch wenn eine Kasse verstärkt im Trainingsmodus gefahren wird oder wenn außerhalb der Öffnungszeiten gebucht wird, schlägt die Software Alarm.

Speziell im Food-Handel stehen die Leergut-Abrechnungen im Fokus – „der am häufigsten genutzte Bereich, da man mit Leergut am einfachsten manipulieren kann“, so Schöllig. Aus dem üblichen Rahmen fallen zum Beispiel hohe Leergutauszahlungen in glatten Beträgen, große Zeitabstände zwischen Erstellung und Auszahlung von Leergut-Bons, reine Leergutzahlungen ohne Einkauf, doppelte Auszahlungen oder sich häufig wiederholende Bonwerte. Vielfach unterschätzt wird laut Schöllig aber auch das Thema Preisabfragen. Zum Beispiel können sich hinter einer hohen Anzahl bzw. hohen Werten von Preisabfragen ebenso Manipulationen verbergen wie bei Abfragen, denen auffällige Bons folgen.

Scoring-Software

Bei der Neukauf Markt GmbH kommt die Softwarelösung „Loss Prevention“ von Fujitsu zum Einsatz. Aber auch weitere bekannte Namen unter den IT-Dienstleistern bieten eine Lösung zum Bondaten-Scoring an (siehe Tabelle oben). Die Tools sind in den letzten Jahren im Echtbetrieb getestet und laufend verfeinert worden. Konkrete Angaben über die Kosten lassen sich die Software-Hersteller nicht entlocken. Das macht auch Sinn, weil Preise nur projektbezogen beurteilt werden können. Die „kleinsten“ Lösungen jedenfalls (Software plus Anschluss einiger Kassen, ohne Server) liegen noch im vierstelligen Bereich. Eine flächendeckende Analyse der Kassendaten von Großfilialisten dagegen kann schnell ein Investitionsvolumen in sechsstelliger Höhe erfordern.

Zu bedenken sind auch die Folgekosten, u.a. der Einsatz verdeckter Kameras zur Beweissicherung. So auch bei Neukauf: Verdichten sich Auffälligkeiten zum konkreten und begründeten Verdacht, kann die Revision – nach Genehmigung durch den zuständigen Betriebsrat – eine verdeckte Überwachung anordnen. Dienstleister halten dafür das im Eigentum der Edeka befindliche Equipment vor und können umgehend vor Ort im Markt sein. Dort werden Pinhole-Kameras befristet installiert – in die Decke, in Kassenüberbauten, in Lautsprechern oder in Abzweigdosen. In den allermeisten Fällen können so Manipulationen nachgewiesen werden. „Die Erfolgsquote beträgt 99 Prozent“, so Hans-Peter Schöllig.

Foto: Axis

Weitere Informationen: http://fujitsu.com/fts , www.oracle.com/retail , www.superdata.de , www.teradata.com , www.toshibatec-eu.de , www.wincor-nixdorf.com

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