Das NZL war durch stetiges Wachstum und dementsprechend höheren Platzbedarf erforderlich geworden. Die Anlage fungiert als weltweites Logistikzentrum und hat die Aufgaben der bisherigen sechs Lagerstandorte übernommen, die es im Rahmen der Realisierung des NZL am Standort Brüggen-Bracht zu konsolidieren galt. „Die jährliche Auslieferkapazität der Anlage lässt sich von derzeit sechs auf rund zehn Millionen Teile steigern“, sagt Bernd Wolf, Geschäftsführer der Odlo Logistik GmbH, Brüggen. Das Team von Dr. Thomas + Partner (TUP) hat im bisherigen Zentrallager die Logistiksysteme bereitgestellt, sodass die Spezialisten für Logistik-Organisation und IT-gestützte Intralogistik-Prozesse auf Karlsruhe auch mit den Erweiterungen für das NZL beauftragt wurden.

Für uns war wichtig, die Integration der neuen Lösungen im laufendem Prozess und damit im Parallelbetrieb ohne jegliche Geschäfts- und Lieferunterbrechung zu realisieren.

Bernd Wolf

Geschäftsführer der Odlo Logistik GmbH

Odlo produziert Funktionswäsche für den Bedarf vor, bei und nach dem Sport in den Bereichen „Underwear“, „Running“, „Bike“, „Tec-Shirts“, „Outdoor“ und Cross-Country / Skilanglauf. Das Unternehmen mit eigenen Ländergesellschaften in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Niederlanden, Norwegen und China beliefert in weltweit 20 Ländern rund 4.500 Verkaufsstellen: Sportfachhändler ebenso wie Handelsketten, Retailer und Online-Anbieter. Ein Blick auf Kennzahlen verdeutlicht das Anforderungsprofil an die stringente Prozess-Organisation – gerade hinsichtlich der hohen Flexibilität, die aufgrund der Saisonalität des Odlo-Geschäftes und den damit verbundenen stark differierenden Durchsatzvolumina sowie Kapazitätsbedarfen erforderlich ist. Das NZL bietet 26.000 qm Nutzfläche, 4.200 Euro-Palettenstellplätze und 80.000 Lagerfach-Koordinaten im Kommissionierbereich. Derzeit liefert Odlo rund sechs Millionen Teile pro Jahr aus – wobei „1 Teil“  einen Artikel/ein Shirt bedeutet.

Hohe Flexibilität durch flexiblen Personal-Einsatz

Die im Sportbereich – im Gegensatz zum allgemeinen Fashion-Business immer noch gültigen zwei Saisonalitäten, nämlich Frühjahr und Sommer sowie Herbst und Winter sind auch für Odlo relevant. Die Wintersaison dauert von Mitte August bis Mitte Februar, und die Sommersaison von Mitte Februar bis Mitte August. Allerdings gibt es innerhalb dieser saisonalen Grobunterteilung unterschiedlichste Liefertermine und unterschiedliche Auftragsvolumina für die einzelnen Produktgruppen. Hier macht sich die durch die IT unterstützte und den vergleichsweise geringen Technik-Einsatz erreichte hohe Prozess-Flexibilität bezahlt, die auch einen flexiblen Personaleinsatz ermöglicht: So lassen sich, wie Wolf ausführt, bei sehr geringen Auftragsmengen nur ein bis zwei Kommissionierer einsetzen, während bei sehr hohen Auftragsvolumina in den Spitzenmonaten wie September und Oktober bis zu 40 bis 60 Kommissionierer gleichzeitig arbeiten.  

Die Logistikabwicklung vom Wareneingang bis zum -ausgang ist beleglos organisiert. Mitarbeiter werden für die wegeoptimierte Durchführung ihrer Tätigkeiten wie Kommissionieren oder Nachschubvorbereitung mit mobilen Datenerfassungsgeräten ausgestattet. „Die Software von TUP vereinfacht die manuellen Prozesse und unterstützt effizientes Arbeiten“, betont Wolf. Mitarbeiter brauchen sich lediglich am Pickplatz anzumelden und können Artikel MDE-geführt mit exakten Informationen kommissionieren. Beim Scan des Kartons wird sichergestellt, dass die gepickten Waren exakt im vorgesehenen Karton landen – erst dann zeigt das MDE den nächsten Pick-Ort an. Da jeder Karton wie eine Tour behandelt wird, lässt sich ein „virtueller Datenpool“ bilden, für den jeder Karton gescannt wird. Ist die Sendung komplett, stehen die jeweiligen Tourdaten gebündelt zur Verfügung und können beispielsweise an Zollstellen für die Ermittlung der Verzollungsdaten und Dokumentenerstellung übergeben werden. Zudem sind Fehler-Korrekturmöglichkeiten und permanente Inventur integriert.  

Eine Besonderheit ist, dass die Intralogistik des NZL auf die unterschiedlich dimensionierten Liefervolumina ausgelegt ist. So können Sendungen aus nur einem einzigen Teil, etwa einem Shirt,  oder auch aus 100.000 Teilen bestehen, die an einem Tag an einen Kunden gesendet werden. „Anforderungen wie diese können wir erfüllen, denn das Warenwirtschaftssystem übergibt Auftragsdaten an das Lagerverwaltungssystem (LVS) von TUP, das uns berechnet, welche und wie viele Versandeinheiten wir benötigen“, erläutert Wolf. Zudem schlägt das LVS aus sieben unterschiedlichen Kartongrößen die passende vor und veranlasst für jede Versandeinheit ein Barcode-Etikett, mit dem die nachfolgenden Funktionen beleglos über MDE abgearbeitet werden können. So unterstützt das LVS in einem EAN-geführten Lager auch die Abbildung von Mischkartons, sodass bei Retouren die Einzelteile mit einem relativ geringen manuellen Aufwand wieder dem Logistikprozess zugeführt werden können.

Berücksichtigung der Multi-Channel-Anforderungen

Der Logistikprozess des NZL ist auf die Multi-Channel-Anforderungen ausgerichtet. Derzeit beziffert sich das Verhältnis stationärer Handel zu Online-Handel auf rund 90:10 – mit steigender Tendenz für den Online-Handel. So arbeitet Odlo mit E-Commerce-Händlern wie Amazon, Zalando oder Südwest zusammen.  Eine hohe Priorität genießt nach Angaben von Wolf die „Bottle-Neck-Behebung“. So werden derzeit rund 30 Prozent der Artikel vor dem Versand mit Added Value Services bearbeitet. Hierzu zählen Preisauszeichnung, Sicherungsetiketten, E-Commerce-spezifische Aufmachungen, Länder-Spezifika sowie die Generierung der Cross-Docking-Fähigkeit.

Insgesamt werden 50 bis 60 unterschiedliche von Kunden geforderten Mehrwert-Leistungen „zielgerecht und optimiert“ durchgeführt. Für den Prozess-Flow ist entscheidend, dass im LVS hinterlegt wird, ob die Auftragskartons gleich in die Packerei transportiert oder ob sie zuvor in einen der Bereiche für zusätzliche Serviceleistungen gefördert werden müssen. Bei Odlo bleibt festzuhalten: Das TUP-WMS ließ sich mit überschaubarem Aufwand an das Aufgabenprofil des NZL anpassen, unterstützte den in der Realisierungsphase erforderlichen Parallelbetrieb, optimiert die Intralogistikprozesse und ermöglicht auch künftige Kapazitäts-Erweiterungen.

Foto: Odlo

Abbildung: TUP

Weitere Informationen: www.odlo.com/de/ und www.tup.com