„Smart Mobile Logistics“ (SML) punkten mit ihrem Hardwarepreis. Während industrietaugliche Handheldterminals meistens einen vierstelligen Eurobetrag kosten, ist für preiswerte, aber durchaus für SML-Prozesse taugliche Smartphones lediglich ein knapp dreistelliger Betrag zu veranschlagen. Hinzu kommen die Kosten für den Scanner.

Ein weiterer Faktor sind die detaillierteren Informationsmöglichkeiten während des Arbeitsprozesses für die Mitarbeiter: Während klassische Handhelds Informationen lediglich als Zahlen oder Buchstaben anzeigen, informieren Smartphones auch grafisch. Dies erweist sich, beispielsweise beim Kommissionieren, als nützlich: Anstatt nur eine Regalplatznummer angezeigt zu bekommen, erhält der Kommissionierer auf dem hoch auflösenden Display den Regalplatz als Piktogramm dargestellt. Noch direktere Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten wird die Steuerung des Smartphones per Sprache bieten, die, wie Dipl.-Ing. Karl Warmulla, Projektleiter und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei Dr. Thomas + Partner (TUP) in Karlsruhe, erläutert, „in naher Zukunft folgen wird“.

Detaillierte Informationen der Mitarbeiter

Auf der farbigen Anzeige lassen sich zusätzliche Informationen einspielen, die helfen, Pickfehler zu vermeiden, wie beispielsweise Detailfotos von Artikeln, was sich etwa bei unterschiedlichen Produkt-Varianten oder großer Artikel-Vielfalt als sehr nützlich erweist. Auch beim Kommissionieren aus Retouren-Mischbehältern mit erfahrungsgemäß unterschiedlichen Artikeln erhöht sich durch die detaillierten Darstellungs- und Abbildungsmöglichkeiten die Pickgenauigkeit. Diese Features helfen, „die Kommissionierqualität zu erhöhen“, so Warmulla.

Der Kommissionierer arbeitet im „Hands free“-Modus: Das Smartphone wird in einer speziellen Hülle an den Unterarm geschnallt, ähnlich wie bei Joggern üblich; des weiteren kommt ein Bluetooth-Ringscanner zum Einsatz, der die Barcodes liest und die Daten an das Smartphone sendet, dessen Display zur Quittierung nur angetippt werden muss.

Unterbrechungsfreier Workflow

TUP hat für ihre „Smart Mobile Logistics“ (SML) eine Software entwickelt, die es unter anderem ermöglicht, auch bei einem Geräteausfall sofort mit einem neuen Smartphone weiterarbeiten zu können, an derselben Position und ohne Datenverlust. Dies ist für einen möglichst unterbrechungsfreien Workflow insofern relevant, als es sich bei Smartphones um vergleichsweise empfindliche Geräte handelt, die nicht industriefest sind. Da Beschädigungen im Alltagseinsatz nicht ausgeschlossen werden können, empfiehlt TUP, pro Mitarbeiter zwei Smartphones zu beschaffen: Eines für den aktuellen Einsatz, und eines als Ersatzgerät, das jederzeit beim Lagerverantwortlichen oder Meister abgeholt werden kann, falls das Erstgerät ausfällt oder der Akku leer ist.

SML in der Praxis

SML lässt sich in vielen intralogistischen Bereichen einsetzen, beispielsweise im Wareneingang und bei der Einlagerung, für die Vielzahl von unterschiedlichen Kommissionierarbeiten, die branchenübergreifend geleistet werden müssen, in der Produktion für das Kommissionieren von Montageteilen, bei verschiedenen Transportprozessen, die bisher ein fest installiertes Terminal erforderlich gemacht haben, oder für diverse Pickprozesse im Online-Handel. Gerade im E-Commerce ist das Anwendungsspektrum vielseitig und kann das Zusammenstellen und Ergänzen von Sendungen ebenso umfassen wie das Bearbeiten von Retouren.

SML erweist sich gerade auch bei stark saisonalen und generell von sehr häufigen Peaks definierten Geschäften als vorteilhaft, wie Warmulla betont. So können auch fachfremde Mitarbeiter nach kurzer Einweisungszeit sofort loslegen. Da alle Mitarbeiter gleiche Geräte verwenden, könnten sie zudem schnell auf andere Tätigkeiten umgeschult werden – nicht zuletzt auch wegen der Informations- und Darstellungsmöglichkeiten, die Smartphones bieten.

Derzeit ist das SML bei einem Fahrrad-Hersteller in einem ersten praktischen Einsatz, der die Smartphones-basierten Prozesse für seine intralogistischen Abläufe nutzt.

Weitere Informationen: www.tup.com

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