Feinschalige Kartoffeln wie „Maris Bard“ müssen in den frühen Morgenstunden geerntet werden, sollen diese am gleichen Tag noch in den 30 Filialen des mittelständischen Familienunternehmens Booths erhältlich sein. Um sich von den großen Konkurrenzketten abzuheben, arbeitet das Unternehmen vorzugsweise mit kleinen Höfen und regionalen Manufakturen zusammen und setzt auf saisonale und frische Produkte. Ein Anspruch, der den Bauern einiges abverlangt.

Die größte Herausforderung für unseren Frischebereich waren die Bestelldeadlines in den frühen Morgenstunden.

Andrew Rafferty

Leiter IT und E-Commerce, Booths

„Der Farmer erhält die Bestellung um 5:30 Uhr per E-Mail. Anschließend erntet er, liefert uns die Kartoffeln und wir bieten sie nachmittags in unseren Filialen an“, berichtet Andrew Rafferty, Leiter IT und E-Commerce bei Booths. Immer die richtigen Mengen schnellverderblicher Lebensmittel für die optimale Warenpräsentation in den Filialen verfügbar zu haben, stellt den Betrieb vor Herausforderungen. Bislang fiel es dem Unternehmen häufig schwer, tägliche Lieferungen auszuhandeln. Hinzu kamen Probleme mit dem Kampagnen-Management. Nicht zuletzt sollte die Allokation von den drei Distributionszentren zu den Filialen optimiert werden.

Flexibilität der Software gab den Ausschlag

Der finnische Anbieter Relex Solutions stellt sein Supply-Chain-Management(SCM)-System als Software-as-a-Service(SaaS)-Lösung zur Verfügung. So brauchte Booths weder eine Hardware noch eine Kauflizenz erwerben, sondern lediglich in das System und den Service investieren. Die SCM-Software wurde an das Enterprise-Resource-Planning-(ERP)-System angeschlossen und – weil Booths die Reduzierung des Verderbs von Waren wichtig war – zunächst im Kühlwarenbereich getestet. Da sich wenig später Erfolge einstellten, wurde das Projekt auf die Bereiche Tiefkühlkost und Frischwaren erweitert. Binnen sechs Monaten konnte der Verderb insgesamt um 10 Prozent sowie im Kühlwarenbereich um 20 Prozent gesenkt werden.

Roll-out nach vier Monaten

Ein Quartal nach der Implementierung erfolgte der filialübergreifende Roll-out. Die Software vereinfacht Prozesse des Supply-Chain-Managements, zum Beispiel des Beschaffungs-Managements der Frischwaren. „Die größte Herausforderung für unseren Frischebereich waren die Bestelldeadlines in den frühen Morgenstunden“, schildert Rafferty. Dank der SCM-Software laufen die Bestellprozesse nun automatisiert ab. Auch sind die Bedarfsprognosen wesentlich genauer als Schätzwerte, denn das System errechnet den Bedarf auf Basis von historischen Absatzmustern auf Filialebene, Wetterprofilen, saisonalen Faktoren und Haltbarkeitsdaten.

Automatische Disposition: Die Software berechnet den Bedarf und bestellt Waren in den frühen Morgenstunden, damit sie noch am gleichen Tag erntefrisch in den Filialen angeboten werden können.

Automatische Disposition: Die Software berechnet den Bedarf und bestellt Waren in den frühen Morgenstunden, damit sie noch am gleichen Tag erntefrisch in den Filialen angeboten werden können.

Die Datenmengen werden in einer Big-Data-Datenbank hinterlegt, auf die die Software zugreift und auf deren Basis diese in Echtzeit präzise Nachfrageprognosen erstellt. Ermöglicht wird die Echtzeitauswertung durch eine selbstentwickelte spaltenorientierte Datenbank. Das Spaltenlayout sorgt für eine Komprimierung der Masse von Datensätzen. Daher kann die Datenbank In-Memory – also im Arbeitsspeicher – betrieben werden. Das System ist in der Lage, Nachfrageveränderungen zeitnah festzustellen. Daraufhin lassen sich unnötige Bestellungen vermeiden und lässt sich der Verderb eindämmen. Die Lösung ermöglicht auch, schneller auf Wetterwechsel zu reagieren. Dafür sammelt die Software wetterabhängige Verkaufsdaten und erstellt auf deren Basis verschiedene Profile. So werden filialbasierte Absatzdaten aus einer Hitzeperiode ausgewertet. Das daraus abgeleitete Profil kann bei einem Wetterhoch als Muster für den filialspezifischen Bedarf und die Distribution angewendet werden. „Wir sind nun viel besser in der Lage, den Bedarf auf Stock-Keeping-Units-Level zu prognostizieren“, sagt Rafferty. Das Kampagnenmanagement – 20 bis 35 Prozent des Verkaufs werden durch Verkaufsaktionen und Produktkampagnen generiert – habe ebenfalls verbessert werden können.

Fotos (2): Booths

Weitere Informationen:  www.booths.co.uk und www.relexsolutions.com