Vernetzung aller Verkaufs-Kanäle

Eine Vernetzung aller Verkaufskanäle ist für Händler notwendig, um den verschiedenen Kunden am richtigen Ort zur richtigen Zeit das passende Angebot zu unterbreiten. Bei Sport Scheck waren vor zwei Jahren IT-Landschaft und Logistik noch nicht so weit, um den Anforderungen und Ansprüchen eines Omnichannel-Händlers gerecht zu werden. Prozesse arbeiteten zu langsam, ungenügend integrierte Systeme und Schnittstellenlösungen bremsten die Abläufe. Aufgrund von Datensilos lagen Dateien nur unübersichtlich vor, was schnelle Systemänderungen verhindert. Zudem war Sport Scheck zum Teil in Konzernlösungen der Otto-Group eingebunden.

„Ein entscheidendes Ziel von uns war, die Abwicklung von Rücksendungen, Belieferungen und Warenanlieferungen zu beschleunigen und die Omnichannel-Prozesse abzubilden. Dies ließ sich nur mit einer besser integrierten IT-Infrastruktur erreichen“, sagt Guido Jaenisch, Geschäftsführer von Sport Scheck. „In diesem Zusammenhang sollte auch gleichzeitig die Transparenz der vorhandenen Daten und Abläufe erhöht werden.“

Die Herausforderung bestand vor allem darin, die Anzahl der eigenen IT-Lösungen zu reduzieren sowie vorhandene Systeme unabhängig vom Otto-Konzern nutzen zu können. Die ursprünglich knapp 150 Systeme wurden bei der Implementierung der neuen SAP-Lösungen wie „SAP for Retail“ oder „SAP Customer Relationship Management (CRM)“ auf unter 40 reduziert. Eine weitere komplexe Aufgabe war, die Kundenstammdaten aus den unterschiedlichen Systemen in ein einheitliches CRM-System zu migrieren.

Rapid-Prototyping-Ansatz

Sport Scheck nutzte für die Umsetzung des Projekts die Unterstützung der Unternehmensberatung KPS Consulting. „Mithilfe der KPS-Methodik ‚Rapid Transformation‘ konnten innerhalb von zweieinhalb Jahren eine einheitliche SAP-Landschaft eingeführt und die Prozesse nahtlos mit denen des neuen Logistikanbieters Fiege vernetzt werden“, sagt Guido Jaenisch. Ende Juli 2014 erfolgte das letzte Go-Live für die rund 20 Filialen in Deutschland.

Das neue Logistikzentrum von Fiege für Sport Scheck ist in die IT nahtlos eingebunden.

Eine wichtige Anforderung von Sport Scheck bestand darin, die eigene Unternehmens-IT aus dem Verbund mit der Otto-Group herauszulösen. Innerhalb der Gruppe ist es das erste SAP-Transformationsprojekt. Damit wurde das Ziel erreicht, auf Basis einer eigenständigen Lösung unabhängig agieren zu können.

Bei solchen Großprojekten besteht die Standardverfahrensweise darin, vordefinierte, meist papierbasierte Konzeptphasen Schritt für Schritt durchzuspielen (Wasserfallmodell). Erst wenn alle Phasen durchlaufen sind und alle Systeme, Abläufe und Schnittstellen bis ins kleinste Detail beschrieben sind, kann mit der Implementierung begonnen werden. Neue IT-Lösungen offenbaren dann erst am Schluss der Implementierung, ob sich die geforderten Abläufe darin überhaupt abbilden lassen oder nicht. „Mit dem Rapid-Prototyping-Ansatz von KPS ließ sich schnell erkennen, wie unsere Prozessstrecken in den späteren SAP-Systemen aussehen würden“, erklärt Bernhard Puchberger, CIO, Leiter Organisation & Logistik bei Sport Scheck. „Mitarbeiter aus den Fachbereichen, der IT-Abteilung und der Managementebene wurden so schnell an die SAP-Lösungen herangeführt. Einzelne Abläufe ließen sich bereits während der Analyse mit den Verantwortlichen diskutieren“, so Puchberger. „Die Nutzer mussten sich beispielsweise bei abteilungsspezifischen Anwendungen die Frage stellen, ob hier bestimmte Prozesse oder Tools alter Systeme später überhaupt noch benötigt werden.“

Datenfluss

„Die neue Lösung wurde rasch von unseren Mitarbeitern akzeptiert“, sagt Guido Jaenisch. „Daten müssen zum Beispiel nicht länger gesucht und abgeglichen werden, sondern werden nun in einem Fluss dargestellt.“ Probleme konnten frühzeitig erkannt und gelöst werden.

Integration der Verkaufsfläche in das Omnichannel-Konzept

Eine entscheidende Zielvorgabe von Sport Scheck war, den stationären und den Distanzhandel so eng mit der Logistik zu verzahnen, dass es nicht mehr zu Nachlieferungen von Artikeln kommt. Jaenisch: „Wir sprechen hier von 30.000 Produkten. 90 Prozent der Bestellungen sollen am nächsten Tag beim Kunden zu Hause ankommen. Auch im stationären Handel sollen alle angebotenen Artikel jederzeit verfügbar sein. Die nahtlose Integration der SAP-Landschaft mit dem neuen Logistikzentrum wurde dadurch zwar aufwändig, aber auch sehr wichtig.“ Beide Systeme konnten wie geplant parallel live geschaltet werden. KPS hatte hierbei die jeweiligen Abläufe im SAP-System vorgegeben, und die Logistikprozesse wurden anschließend darauf abgestimmt.

Die Vernetzung von E-Commerce-Plattform und Logistik ist für den Omnichannel-Handel wichtig. Unternehmen steigen in den Onlinehandel ein, ohne dabei die Lager- oder Lieferprozesse anzupassen. Jeder fünfte Online-Kunde bemängelt laut einer Studie von eResult, dass er seine Rücksendungen nicht in Filialen abgeben kann. „Ob Ware verfügbar ist oder nicht, können Kunden nun online in Echtzeit prüfen“, sagt Guido Jaenisch. In Sport Scheck-Filialen soll künftig Same-Day-Delivery möglich sein und noch dieses Jahr auf Kundenakzeptanz getestet werden, kündigt Jaenisch an. Zudem soll über das neue SAP-System auch anderen Fachhändlern und Lieferanten eine Marketplace-Plattform bereitgestellt werden, um ihre Produkte anzubieten.

Fotos: Sport Scheck

Weitere Informationen: www.sportscheck.com