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Pinterest setzt auf die Vorteile vin IT-Ressourcen on demand (Foto: Pinterest)

Vom Rechenzentrum zur Multi-Cloud

Für den Bezug von IT-Ressourcen aus der Cloud sprechen viele Argumente: Agilität, Flexibilität, Skalierbarkeit, geringerer Verwaltungsaufwand und weniger Kapitalbindung – bei gleicher oder besserer Performance. Start-ups wie Netflix, Uber, Pinterest oder Snap Chat haben aus der IT-Wolke heraus in wenigen Jahren die Welt erobert. Jetzt ziehen auch klassische Enterprise-Anwendungen in die Cloud um.

Nordkorea, Syrien und die Krim – das sind weltweit die einzigen Länder, in denen Netflix noch nicht vertreten ist. Selbst im restriktiven China bietet der amerikanische Streaming-Dienst über einen chinesischen Partner inzwischen Inhalte an. 1997 als DVD-Verleih per Post gegründet, hat sich das Unternehmen in den letzten zehn Jahren zum digitalen Medienkonzern mit 125 Mio. Abonnenten auf allen Kontinenten gewandelt. Ermöglicht hat den rasanten Kundenzuwachs nicht zuletzt die Cloud. In den letzten zehn Jahren hat Netflix seine IT-Infrastruktur komplett in die Wolke ausgelagert, 2015 hat das Unternehmen sein letztes eigenes Rechenzentrum geschlossen.

Nicht nur Netflix hätte ohne Cloud sein Geschäftsmodell niemals verwirklichen können. Internet-Start-ups wie Spotify, Airbnb, Uber, Pinterest oder Snap Chat (in der Reihenfolge ihres Markteintritts) setzen seit ihrer Gründung auf die Vorzüge von IT-Ressourcen on demand: grenzenlose Skalierbarkeit, hohes technologisches Innovationstempo, stabile Verfügbarkeit und geringe Kapitalkosten. Wie gefährlich es für etablierte Unternehmen sein kann, cloudbasierte Wettbewerber zu ignorieren, zeigt der Niedergang der US-Kette Blockbuster parallel zum Aufstieg von Netflix. 2004 erzielte das börsennotierte Unternehmen mit 84.000 Mitarbeitern und mehr als 8.000 Videotheken weltweit noch einen Umsatz von 6 Mrd. Dollar, heute ist es vom Markt verschwunden.

Internet-Start-ups als Vorreiter

Cloud Computing steht für eine IT-Umgebung, in der Netzwerke, Rechen- und Speicherleistung on demand und in „Selbstbedienung“ ohne aufwändiges Beschaffungsverfahren bereitgestellt werden können. Lastspitzen können kurzfristig abgedeckt werden, ohne dass Unternehmen dafür eigens enorme IT-Kapazitäten selbst permanent vorhalten müssen.

Trotz dieser Vorzüge und eindrucksvoller Erfolgsgeschichten aus dem Silicon Valley herrschte im deutschen Handel in puncto Cloud lange Zeit eher Zurückhaltung. Noch bei der letzten EHI-Umfrage zu wichtigen Technologietrends hielten sich Anfang 2017 Cloud-Befürworter und Cloud-Skeptiker nahezu die Waage. Denn während technologie- und risikoaffine Start-ups neue Anwendungen oft von der ersten Stunde an in einer Cloud-Umgebung und für den Betrieb in der Cloud (cloud-native) entwickeln, verfügen etablierte Unternehmen über eine gewachsene IT-Landschaft, oft mit proprietären oder im Laufe der Jahre individuell sehr weitgehend angepassten Anwendungen. Die Migration aus den eigenen Rechenzentren in die Cloud stellt also in der Regel ein aufwändiges Projekt dar, das stets auch Risiken birgt. Neben Sicherheitslücken fürchten viele Unternehmen die dauerhafte Abhängigkeit vom gewählten Provider (Vendor-Lock-in) sowie Probleme bei Verfügbarkeit, Kostentransparenz und Kostenkontrolle.

Handel erobert die Wolke

Das könnte sich bald ändern. Handelsunternehmen wie Conrad, dm, Metro, Rewe oder die Schweizer Warenhauskette Manor zählen zu den Vorreitern in Sachen Cloud und haben bereits umfangreiche Migrationsprojekte aufgesetzt. Auch in der klassischen On-Premise-Welt sei ein Herstellerwechsel bei geschäftskritischen Anwendungen wie dem ERP nicht einfach, gibt Roman Melcher, IT-Chef von dm-drogerie markt zu bedenken. Als international agierendes Unternehmen mit wachsendem E-Commerce-Geschäft sei es extrem wichtig, die eigenen Rechenkapazitäten bei Bedarf schnell erweitern zu können, sagt Timo Salzsieder, CIO der Metro AG. Auch der Wunsch, Software-Innovationen schneller umzusetzen und die IT-Mitarbeiter vom Eigenbetrieb zu entlasten, wird als Argument für den Umzug in die Cloud ins Feld geführt.

Omnichannel und KI erfordern Cloud

Neben der Anforderung, den Kunden ein nahtloses Omnichannel- Einkaufserlebnis zu bieten, sorgt auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) für mehr Wolkenbildung im Handel. Ohne den Einsatz von KI- und ML-Systemen hätten Handelshäuser langfristig kaum eine Chance zu überleben, glaubt Jan Karstens, Chief Technology Officer beim KI-Spezialisten Blue Yonder. Das Unternehmen aus Karlsruhe bietet KI-basierte Lösungen für Warendisposition und Pricing, zu den Kunden zählen beispielsweise die Otto Group, dm, Kaufland, Selgros, Ernsting‘s Family oder der deutsche Sushi-Lieferant Natsu, der bundesweit Supermärkte mit frischem Sushi beliefert und im März seinen ersten eigenen Store in Düsseldorf eröffnet hat. Es mache im Umfeld von KI und ML nur noch wenig Sinn, selbst teure Infrastrukturen aufzubauen, heißt es in einer aktuellen Studie von IDG Research (Machine Learning/ Deep Learning 2018). Wenn also die Unternehmen mit ihren eigenen Ressourcen an die Grenzen stoßen, bleibt nur noch der Weg in die Cloud.

Software-Branche baut Portfolio um

Der Trend zur Cloud hat massive Auswirkungen auf das Geschäft der Hersteller von Enterprise-Software. Während die Ausgaben für klassische Hard- und Software-Produkte kaum noch ansteigen oder gar zurückgehen werden, soll sich der globale Umsatz mit Cloud-Angeboten von 2015 bis 2020 auf rund 380 Mrd. Dollar fast verdoppeln, prognostiziert die internationale Unternehmensberatung Bain & Company. Viele Unternehmen haben bereits begonnen, ihre Produktpalette entsprechend neu auszurichten. „Die Cloud-Transformation und der Umbau des Portfolios ist in vollem Gange“, sagt auch Carlo Velten, Senior Analyst und CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research in Kassel.

Internetfirmen wir Airbnb (hier das Headquarter im Silicon Valley) konnten dank Cloud rasant wachsen. (Foto: Airbnb)

Internetfirmen wir Airbnb (hier das Headquarter im Silicon Valley) konnten dank Cloud rasant wachsen. (Foto: Airbnb)

Nicht zuletzt durch Zukäufe und Partnerschaften holen sich etablierte Softwareanbieter das erforderliche Cloud-Know-how ins Haus. SAP kooperiert beispielsweise mit Google und hat in den letzten Jahren diverse SaaS-Lösungen eingekauft. Mit einer eigenen Cloud-Plattform für Entwickler ermöglicht der Konzern Kunden und Partnern, cloudbasierte Programmbausteine und Web-Apps als Erweiterungen für sein ERP S4/Hana zu entwickeln. Oracle investiert weltweit in den Aufbau eigener Rechenzentren und nimmt für sich in Anspruch, Kunden den nahtlosen Parallelbetrieb von On- Premise und Cloud zu ermöglichen. Auch bei GK Software stehen die Zeichen auf Cloud. Das Unternehmen hat seine aktuelle Omnichannel-Software „OmniPOS“ für den Betrieb in unterschiedlichen Cloud-Varianten komplett neu entwickelt (siehe Interview Seite 17). „Wir gehen davon aus, dass der Anteil derer, die auf die Vorteile des Betriebsmodells Cloud setzen, steigen wird“, sagt Unternehmenssprecher Dr. René Schiller. „Daneben bedeutet Cloud-Fähigkeit aber auch, dass sich die Wahlmöglichkeiten bezüglich unterschiedlicher technischer Betriebsszenarien wie Private Cloud oder Hybrid Cloud erhöhen.“ 

Hybrid- und Multi-Cloud erfordern Management

In Form von Entwicklungsplattformen (Platform-as-a-Service, PaaS) und unkompliziert verfügbarer Mietsoftware (Softwareas- a-Service SaaS) haben Cloud-Angebote in den letzten Jahren bereits vielerorts Einzug in die Unternehmens-IT gehalten. Geschäftskritische Anwendungen wie Warenwirtschaft/ERP, Kassen, CRM, Supply Chain-Management oder den Onlineshop möchten viele Unternehmen dagegen weiterhin in ihrer Nähe behalten und bevorzugen private Cloud-Lösungen. Laut einer Umfrage von IDG Research nutzen fast 30 Prozent aller deutschen Unternehmen bereits drei oder mehr verschiedene Cloud-Services.

„Wir beobachten, dass unsere Kunden parallel zur Legacy- IT immer mehr Cloud-Anbieter an Bord nehmen“, bestätigt Ralf Schienke, Head of Retail Sector Sales Central Europe bei Fujitsu. Für die IT-Verantwortlichen im Handel steigt damit die Komplexität. Zum einen müssen die Daten konsistent sein, auch wenn sie an unterschiedlichen Orten gehalten und abgerufen werden. Zum anderen gilt es, Sicherheit, Nutzung und Kosten der verschiedenen Services im Blick zu behalten. Viele Cloud-Provider bieten deshalb heute mehr oder weniger umfangreichen Management-Service. Fujitsu hat (mit MetaArc) seit rund 2 Jahren selbst eine Management-Plattform für Cloud-Services im Portfolio. Um die digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen, müssten Unternehmen künftig die richtige Balance finden, so Schienke: „Schnelle, cloudbasierter IT und robuste IT bilden gemeinsam die Basis.“

Cloud Computing: Jeff Bezos vs. Daniel Zhang

Mit Amazon Web Service AWS startete der E-Commerce-Konzern – quasi als Nebenprodukt seines eigenen stetig wachsenden Bedarfs an flexibel verfügbarer Rechen- und Speicherleistung – 2006 den ersten kommerziellen Public-Cloud-Service. Seither hat sich AWS zu einem hochprofitablen Geschäftsbereich mit zweistelligen Wachstumsraten entwickelt. Technologisch wird das Angebot laufend weiterentwickelt, die Preise dagegen kontinuierlich gesenkt. Auch wenn mittlerweile Microsoft, Google und IBM nachgezogen haben, hält AWS nach wie vor einen Anteil von 33 Prozent am weltweiten Public-Cloud-Geschäft (ohne Mietsoftware). Auf dem Weltmarkt vorne mitmischen will künftig auch Alibaba. Der chinesische Internetkonzern startete sein Cloud- Angebot 2009 und ist in seiner Heimat mit 50 Prozent Markanteil unangefochtener Marktführer im Cloud-Geschäft. Mit rd. 4 Prozent Marktanteil lagen die Chinesen 2017 bereits auf Platz 5 der Public- Cloud-Weltrangliste. In Deutschland kooperiert Alibaba mit Vodafone.

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