Seit Mitte Mai 2011 ist die iPhone-App von Rainer Rentschler freigeschaltet. Der selbstständige
Edeka-Händler mit 5 Märkten im nördlichen Schwarzwald verzeichnet seither über 4.500 Downloads, und das, obwohl die App erst seit kurzer Zeit aktiv beworben wird. Die Rentschler-App bietet den Kunden (vorerst) 6 Service-Module, darunter die zwei häufig genutzten Standards „Märkte-Übersicht“ und „Aktuelle Angebote“. Aber auch produkterklärende Funktionen wie die „Schokoladenseiten“, das „Käse-ABC“ und die „Gewürzfibel“ erfreuen sich bei den Kunden zunehmender Beliebtheit. Das gilt gleichermaßen für das Modul „Lebensmittelzusätze“, das detailliert über Inhaltsstoffe aufklärt.

„Insbesondere viele jüngere Verbraucher sind kaum mehr über konventionelle Medien, sondern nur noch über ihr Smartphone zu erreichen“, beobachtet Rentschler. Offizielle Zahlen unterstreichen diese Einschätzung. Nach Erkenntnissen des Branchenverbands Bitkom werden Internetfunktionen inzwischen von einem Viertel aller Handy-Besitzer im Alter zwischen 14 und 29 Jahren regelmäßig genutzt.

Der „App-Club“

Edeka-Händler Rentschler ist Mitglied im MLF, in dem rund 100 mittelständische Lebensmittel-Filialisten zusammengeschlossen sind. Der MLF gilt als „Club“ der fortschrittlichsten und innovativsten Betriebe der Branche. Er repräsentiert insgesamt mehr als 1.000 Supermärkte mit rund 25.000 Mitarbeitern. Die im MLF zusammengeschlossenen Händler repräsentieren einen Jahresumsatz von rund sechs Milliarden Euro. Die durchschnittliche Flächenproduktivität der MLF-Betriebe liegt mit über 5.000 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche weit über den branchenüblichen Werten.

Jeder kann sich die passenden Bausteine auswählen.

Rainer Rentschler

Edeka-Händler

MLF-Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, außerdem werden in kleineren Arbeitsgruppen Projekte initiiert und umgesetzt. So auch zum Thema Mobile Marketing: Im „MLF-App-Club“ sind momentan 10 Händler versammelt, die gemeinschaftlich eine ebenso intelligente wie kostengünstige Lösung erarbeiten. Sie besteht aus einer „Basis-App“, die nach dem Baukasten-Prinzip mit einzelnen Modulen bestückt werden kann. „Der große Vorteil ist, dass jeder MLF-Händler individuell die Bausteine wählen kann, die für sein Unternehmen passen“, erklärt Rainer Rentschler.

Kostengünstiges Konzept

Die Module werden vom „App-Club“ bzw. von der Industrie entwickelt und inhaltlich von der zentralen Software „Prestige Enterprise“ von Online Software, Weinheim, gesteuert. Mit der Software, die in der Hauptsache dazu dient, Werbeplakate und Digital Signage-Anwendungen zu erstellen, können auch die iPhone-Apps vom Händler selbst bearbeitet werden. Er kann sie gemäß seinem Corporate Design optisch anpassen, jederzeit aktualisieren und einfach pflegen – ein wesentlicher Grund, warum sich die Lösung laut den Aussagen der MLF-Betriebe als sehr kostengünstig erweist. Schon deshalb, weil zusätzliche Agentur- Kosten entfallen.

Die Pflege der App ist einfach und kostengünstig.

Verena Aupperle

Rewe-Händlerin

Weitere kostenreduzierender Faktor ist das Engagement der Industrie. Bei den „Schokoladenseiten“ zum Beispiel übernimmt Hersteller Ferrero die Entwicklung und Aktualisierung des gesamten Moduls. Gleiches gilt für „Gewürzfibel“ und „Käse-ABC“. Der Händler erhält also kostenlos sowohl die jeweiligen Module als auch die laufende Pflege der Inhalte. Für die anderen, in Zusammenarbeit mit Online Software selbst entwickelten und betreuten Module werden laut MLF relativ geringe Pauschalen fällig. Hier zahlt sich aus, dass die Kosten unter den teilnehmenden Einzelhändlern aufgeteilt werden. Beim Einstieg in das Mobile Marketing zahlt der MLF-Händler eine Entwicklungspauschale und außerdem einen überschaubaren monatlichen Betrag für die Wartung der Software.

Weitere App-Bausteine

Die einzelnen Bausteine werden teils von der Industrie zur Verfügung gestellt, teils selbst entwickelt

Die einzelnen Bausteine werden teils von der Industrie zur Verfügung gestellt, teils selbst entwickelt

„Da die beteiligten Händler Entscheider und Kostenträger gleichzeitig sind, können schnelle und verbindliche Ergebnisse erzielt werden“, erklärt Rainer Rentschler. Neben den bereits genannten Bausteinen sind bislang die Module „Weinberater“, „Event-Kalender“ und „Rezept der Woche“ im Angebot. In Kürze kommt das Modul „Lebensmittelkunde“ hinzu. Noch im Frühjahr werden die App-Bausteine auch für Android-Smartphones zur Verfügung stehen, außerdem werden Google Maps- und Facebook-Funktionen eingebunden.

Momentan wird die App von den MLF-Mitgliedern Nüsken, Schulenburg, Aupperle, Dornseifer und Glück (alle Rewe) und den Edeka-Händlern Rentschler und Stolzenberger genutzt. Von Online Software erhalten die Beteiligten monatlich einen detaillierten Auswertungsbericht über die Downloads. „Die Händler waren verblüfft, wie die Abrufzahlen nach Einführung ihrer App noch vor Werbestart stiegen, allein durch Mundpropaganda“, berichtet Jürgen Berens von Rautenfeld, Vorstandsvorsitzender von Online Software.

Hohe Abruf-Zahlen

Die Aupperle-App zum Beispiel wurde zwischen Anfang Oktober 2011 und Ende Februar 2012 – seit Jahresbeginn mit werblicher Unterstützung – knapp 8.400-mal heruntergeladen. An der Spitze liegen dabei die „Märkte-Übersicht“ und die „Aktuellen Handzettel-Angebote“ mit durchschnittlich 350 Downloads pro Woche. „Die Pflege und Aktualisierung der App ist einfach und benötigt wenig Zeit“, so Rewe-Händlerin Verena Aupperle.

Nur so können wir die jungen Zielgruppen künftig erreichen.

Michael Glück

Rewe-Händler

Dies bestätigt Marcus Nüsken, der 7 Rewe-Märkte im Raum Dortmund/ Kamen/Soest betreibt. „Der Zeitaufwand beträgt rund 30 Minuten pro Woche“, berichtet Nüsken, der außer dem Modul „Event“ alle momentan verfügbaren Bausteine anbietet und dessen App bislang rund 11.000-mal heruntergeladen wurde.

Erst seit Januar verfügbar und nur durch Mundpropaganda gestützt, kann auch Rewe-Händler Michael Glück schon auf gut 1.200 Downloads verweisen. Die Kunden seines Marktes in Rengsdorf nahe Neuwied können sich unter anderem über die Module „Schoko“, Käse“ und „Gewürze“ informieren. Wie sein MLF-Kollege Rainer Rentschler fällt auch Michael Glück ein eindeutiges Urteil. „Das ist die Zukunft, nur so können wir insbesondere unsere jungen Zielgruppen auch künftig erreichen.“