Viel emotionales Potential | stores+shops

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Standard- oder Eigenlösung für das Shopsystem? (Foto: Fotolia/Trueffelpix)

Viel emotionales Potential

Das Thema Standardlösung versus Eigenentwicklung bezieht sich im Onmichannel-Zeitalter auch auf den E-Commerce, also auf das Shopsystem. Auch in diesem Bereich haben beide Varianten spezifische Eigenheiten und Vorzüge. Am Ende ist es wichtig zu entscheiden, was am besten zum eigenen Unternehmen passt.

Rund 70 Shopsysteme teilen sich aktuell den deutschen Onlinehandelsmarkt untereinander auf. Etablierte Anbieter blicken dabei teilweise auf 20 Jahre Entwicklungszeit zurück. Man könnte also annehmen, E-Commerce-Lösungen „von der Stange” sind inzwischen so ausgereift, dass Eigenentwicklungen gar nicht mehr lohnenswert wären. Dennoch ist auch 2017 die Frage „Eigenentwicklung vs. fertige Shoplösung” noch immer der ideale Ausgangspunkt für eine mehrstündige Diskussion mit viel emotionalem Potenzial.

Die individuellen Bedürfnisse definieren statt sich in Featurelisten-Vergleichen zu verlieren.

Dr. Roman Zenner

Industry Analyst & Content Writer, commercetools

Standardlösungen werben mit dem Versprechen, alle relevanten Funktionalitäten bereits mitzubringen. Aufgrund der großen Konkurrenz hat sich hier auch ein gewisser Status quo eingependelt, also eine Liste von Features, die alle etablierten Lösungen bieten. Dennoch bleibt bei Standardisierung die Herausforderung, mit Lösungen, die auf den größtmöglichen gemeinsamen Nenner unterschiedlichster E-Commerce- und Branchenanforderungen zugeschnitten sind, individuelle Business-Modelle abzubilden. E-Commerce-Verantwortliche und externe Implementierungsagenturen verweisen auf einen kontinuierlichen und zeitaufwändigen Anpassungsbedarf, damit viele der gängigen All-in-one-Systeme individuellen Geschäftsanforderungen gerecht werden.

Hinzu kommt der Umstand, dass das Schritt halten mit den Marktanforderungen sich heute gewissermaßen gestaltet wie das Schießen auf eine sich bewegende Zielscheibe: Marktentwicklungen sind schwer vorhersehbar und noch weniger berechenbar. Verfechter von Eigenentwicklungen führen daher gerne das Argument der vollen Kontrolle über die technologische Weiterentwicklung an. Sie möchten nicht solange warten, bis ein Trend den Markt so weit durchdringt, dass es sich für die Anbieter von Standard-Shoplösungen lohnt, ihn in ein Versions-Update aufzunehmen.

Größere Freiheit

Natürlich bieten Eigenentwicklungen im Prinzip größere Freiheit. Das mag der Grund dafür sein, dass gerade bei größeren Unternehmen mit erfahrenen E-Commerce-Teams verstärkt mit Eigenentwicklungen gearbeitet wird. Sie versprechen sich von hochmoderner Technologie einen Innovationsvorsprung, der dann die beträchtlichen Kosten und die höhere Komplexität von Eigenentwicklungen aufwiegt. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass ein eigenentwickeltes System auch immer eine gewisse Abhängigkeit von den entwickelnden Mitarbeitern oder Dienstleistern bedeutet – nur ein überschaubarer Kreis kennt alle Systemdetails. Wem also die entsprechende Entwickler-Manpower nicht zur Verfügung steht oder dieses Risiko zu hoch ist, für den dürfte es sich auch in der näheren Zukunft eher lohnen, sich für eine standardisierte Lösung zu entscheiden.

Viel Marktreife

Der Shoplösungsmarkt bietet heute viel Marktreife und ansehnliche Funktionalitätspakete für so gut wie jedes Budget und verschiedenste Know-how-Levels, von Komplettlösungen über Open-Source-Ansätze mit offenem Quellcode bis hin zu sogenannten Frameworks. Zusätzlich haben Cloud bzw. SaaS-Lösungen den Markt in gewissem Maße demokratisiert. Sie sind technisch einfacher zu handhaben und bieten in einigen Fällen auch kürzere Abstände bei Feature-Releases. Dies bedeutet gerade für Händler mit kleineren E-Commerce-Teams eine Arbeitserleichterung.

Wer mit größeren Systemlandschaften arbeitet und/oder auf neue Touchpoints setzt, sollte auf möglichst offene Systeme mit vielen Schnittstellen (sogenannte APIs) achten. Mit ihnen können relevante Handelsdaten besonders effizient zwischen verschiedenen Systemen und zahlreichen Endgeräten ausgetauscht werden. Dies wird im Zeitalter des Internet of Things zunehmend wichtiger. Speziell für Händler mit versierten eigenen Entwicklerteams bieten sie außerdem ideale Voraussetzungen für neuartige technologische Ansätze wie Microservices, mit denen sich neue Funktionalitäten besser parallel entwickeln und langwierige Systemtests verkürzen lassen. Das lässt viel Raum für Individualisierung und ermöglicht dennoch schnelle Entwicklungszyklen. Ein Mittelweg für ambitionierte Händler gewissermaßen, die nicht auf komplette Eigenentwicklung setzen wollen.

Standard ist also nicht gleich Standard, auch wenn manche Marktforscher meinen, dass sich die Lösungsanbieter beiden Funktionalitäten immer ähnlicher werden. Gerade weil der Markt schon recht weit entwickelt ist, ist es bei einem Systemwechse oder einem Neustart daher sinnvoll, zuerst zu durchdenken, welche strategischen Geschäftsziele erreicht werden sollen, anstatt sich in Featurelisten-Vergleichen zu verlieren. Eine technologische Lösung, mit der sich die eigenen Ziele umsetzen lassen, lässt sich meist finden. Hier geht es vielmehr um Fragen wie: Wie individuell sind die Anforderungen meines Geschäftsmodells? Wie dynamisch entwickelt sich meine Branche? Wie sehr möchte oder muss ich mich von meinen Mitbewerbern beim E-Commerce-Auftritt abheben? Und wie stark ist der Konkurrenzdruck? Muss ich mich immer wieder und vielleicht auch immer schneller neu erfinden, um mithalten zu können? Speziell die letzte Frage wird in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen, sollte aber dennoch sorgfältig in Hinblick auf vorhandene Budgets für den eigenen Onlineshop und die verfügbare Manpower abgewogen werden.

Fotos (2): Fotolia/Trueffelpix, Rewe

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Rewe: Hybride Strategie

Die Kunden bestellen per App. (Foto: Rewe)

Die Kunden bestellen per App. (Foto: Rewe)

Am Beispiel des Lieferservice von Rewe lässt sich die Strategie einer Kombination von Standardlösung und Eigenentwicklung gut veranschaulichen.

Um sämtliche Artikel zu verwalten, die Kunden per App bestellen können, nutzt der Lebensmittelhändler ein standardisiertes, cloudbasiertes Produktinformationssystem (PIM). Daran angeschlossen sind drei selbstentwickelte Zusatzprogramme (Microservices), die über eine Schnittstelle auf sämtliche Daten und Prozesse des PIM zugreifen. Die Microservices bilden die individuelle Prozesslogik von Rewe ab, zum Beispiel das Abholen von Daten aus externen Systemen und deren Validierung.

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