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Der kartengestützte Umsatz ist 2016 im deutschen Einzelhandel weiter gestiegen (Foto: Fotolia/pikselstock)

Girocard wieder auf Wachstumskurs

Ein Comeback der Girocard, ein weiter steigender Kreditkartenanteil und nach sieben Wachstumsjahren Verluste für Sepa-Lastschrift – die Ergebnisse der EHI-Studie „Kartengestützte Zahlungssysteme 2017“ bergen auch in diesem Jahr einige Überraschungen.

Der Durchbruch von Mobile Payment
lässt weiter auf sich warten.

Horst Rüter

Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme, Mitglied der Geschäftsleitung EHI Retail Institute

Der kartengestützte Umsatz ist 2016 im deutschen Einzelhandel weiter gestiegen: 187 Mrd. Euro bedeuten ein Plus von 9,1 Mrd. Euro und einen Anteil von 45,6 Prozent (+1,1 Prozentpunkte) am Gesamtumsatz der Einzelhandelsgeschäfte in Höhe von 410 Mrd. Euro.

Stärkster Treiber war nach einem Einbruch ein Jahr zuvor das Girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft, mit dem erstmals mehr als 100 Mrd. Euro umgesetzt wurden. Die erreichten 101 Mrd. Euro entsprechen einem Anteil von 24,6 Prozent. Damit wird aktuell jeder vierte Euro im Einzelhandel mit Debitkarte plus Pin umgesetzt (+1,4 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr).

Das unterschriftbasierte Sepa-Lastschriftverfahren hat 0,8 Prozentpunkte auf aktuell 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebüßt. Dennoch halten knapp 70 Prozent der befragten Händler eine Dualität von Pin und Unterschriftverfahren für nach wie vor unverzichtbar. Dementsprechend praktizieren aktuell 70,8 Prozent aller großen und 38,8 Prozent aller mittelständischen Händler eine Kombi-Akzeptanz von Girocard und Sepa-Lastschriftverfahren. Die Zahl der „Girocard-Puristen“ hat allerdings deutlich angezogen, bei den Großunternehmen von 22,3 Prozent im Vorjahr auf jetzt 27,0 Prozent.

Die durchschnittliche Autorisierungsgebühr im Girocard-System liegt zur Zeit bei 0,185 Prozent vom Umsatz (Vorjahr: 0,197 Prozent), allerdings mit erheblichen Bandbreiten. So gibt es durchaus Unternehmen, die bereits Gebühren von deutlich weniger als 0,15 Prozent erreicht haben, aber insbesondere im Mittelstand auch Händler, die noch über der eigentlich festgelegten Obergrenze von 0,2 Prozent liegen. Insgesamt konnten handelsseitig allein im Jahr 2016 Autorisierungsgebühren in Höhe von 136,3 Mio. Euro gegenüber der früheren Monopolgebühr von 0,3 Prozent, mindestens 8 Cent, eingespart werden. Dem gegenüber steht ein zwar nur moderat erhöhtes Ausfallrisiko beim Sepa-Lastschriftverfahren, bei gleichzeitig aber deutlich verschlechterter Rücklastschriftquote.

Kreditkartenumsatz steigt

Die im Zuge der Gebühren-Liberalisierung (EU und Domestic-Interchange-Sätze) seit Dezember 2015 für Händler vergünstige Kreditkartenakzeptanz hat zu einer Ausweitung des Akzeptanzstellennetzes für Kreditkarten und zu einem Anstieg des Umsatzanteils auf 6,1 Prozent (+0,4 Prozentpunkte) geführt. Allerdings beklagen aktuell viele Händler, dass die Reduzierung der Interchange-Sätze durch eine massive Erhöhung der sogenannten Card-Scheme-Fees (vor allem bei Mastercard-Akzeptanz) sukzessive ad absurdum geführt wird. Mastercard hat bereits die Einführung weiterer Gebühren angekündigt, so zum Beispiel eine Non-NFC-Fee für alle Händler, die ab 2018 Mastercard- und Maestro-Transaktionen über nicht kontaktlos-fähige Terminals abwickeln. Dies würde einmal mehr insbesondere den mittelständischen Einzelhandel belasten, der mit Ablauf dieses Jahres erst zu gut einem Fünftel auf NFC-Technologie umgestiegen ist. Bei den großen Unternehmen ist das kontaktlose Bezahlen hingegen quasi Standard. Bis Ende 2017 werden zwei Drittel der Großbetriebe NFC-Zahlungen akzeptieren. Aufgrund der in den vergangenen Jahren sukzessive modernisierten Terminal-Landschaft könnten etwa 9 von 10 großen Händlern jederzeit NFC abwickeln oder aufschalten.

Die Investitionsbereitschaft des Handels liegt nach den NFC-bedingten-Boomjahren 2012 bis 2015 auf einem nach wie vor unterdurchschnittlichen Level. Aufgrund fehlender Impulse durch in der Breite akzeptierte Bezahl-Innovationen will nur jedes vierte große Handelsunternehmen im laufenden Jahr seine Payment-Infrastruktur modifizieren oder modernisieren. Insgesamt plant knapp die Hälfte (47,2 Prozent nach 45,6 Prozent im Vorjahr) mit einer 2-3-jährigen Perspektive Veränderungen. Im Mittelstand ist nach wie vor nur jeder dritte Händler mittel- bis langfristig investitionsbereit. Im Fokus stehen turnusmäßige Ersatzinvestitionen in neue Terminals, die Anschaffung mobiler Geräte sowie der Ausbau von digitalem Beleg-Management. Deutlich zurückgegangen sind der Ausbau der NFC-Akzeptanz und die Bereitschaft zur Vorbereitung von Mobile Payment. Zu den sonstigen Investitionsvorhaben zählen Weborientierte Anwendungen oder die Einrichtung von Softwareterminals.

Bargeld weiterhin wichtig

Die erstmals vom EHI durchgeführte Betrachtung der Anteile nach Bezahltransaktionen zeigt, welch enorme Bedeutung Bargeldtransaktionen in Deutschland noch haben. Während der Umsatzanteil von Bargeld nur noch bei 51,3 Prozent liegt, werden immer noch mehr als drei Viertel aller Einkäufe (77,9 Prozent) bar bezahlt. Dabei liegt der Bargeldumsatz selbst in typischen Kleinbetragsbranchen wie den Drogeriemärkten mit einem durchschnittlichen Einkaufsbetrag von 12,37 Euro nur noch bei 61,2 Prozent. Das EHI hat für den stationären deutschen Einzelhandel etwa 18-20 Mrd. Einkäufe pro Jahr berechnet. Das entspricht 220-250 Einkäufen pro Jahr bzw. 470 Einkäufen pro Haushalt. Allein die Girocard-Bezahlvorgänge haben sich zwischen 2006 und 2016 von 1,027 auf 2,928 Mrd. fast verdreifacht. Rund zwei Drittel dieser Transaktionen werden im Handel abgewickelt. Im selben Zeitraum ist der durchschnittliche Girocard-Einkaufsbetrag um 16 Prozent gesunken.

Insbesondere für Kleinbetragszahlungen gibt es noch keinen vom Kunden breit akzeptierten oder im Handel flächendeckend angebotenen Bargeldersatz. Mit Girocard kontaktlos (bis zu Beträgen von 25 Euro) öffnet sich seit diesem Jahr das führende Kartensystem für Kontaktloszahlungen. Mobil-Bezahllösungen stecken noch immer in den Kinderschuhen. Lösungen wie Payback-Pay oder Blue Code erreichen zurzeit nur sehr geringe Anteile. So sieht die deutliche Mehrheit der befragten Händler (71,7 Prozent) auch mit der Perspektive von 5 Jahren noch das Bargeld für Beträge unter 10 Euro als dominante Zahlungsart. Mit deutlichem Abstand folgen Girocard kontaktlos (16,7 Prozent) und erst dann Mobile Payment (4,0 Prozent).

Einer Erweiterung von Girocard kontaktlos hin zu Girocard mobil stehen die befragten Händler aufgeschlossen gegenüber. Ein gutes Drittel sieht gute Erfolgsaussichten, während fast der komplette Rest des Erhebungspanels zumindest eine Etablierung als Nischenzahlungsmittel erwartet. Mit dieser Einschätzung toppt Girocard mobil sogar noch die in den Vorjahren abgefragte positive Meinung zu Apple Pay, der auch hierzulande von vielen schon lange erwarteten Mobilbezahllösung von Apple.

Das EHI-Panel umfasst 493 Unternehmen mit ca. 80.000 Betrieben aus 35 Branchen des Handels mit einem Bruttoumsatz (2016) in Höhe von 260,7 Mrd. Euro, davon relevanter stationärer Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (insbesondere ohne Brennstoffe, E-Commerce und Versandhandel) in Höhe von 237,5 Mrd. Euro (ca. 57,9 Prozent des Einzelhandelsumsatzesi. e. S.).

Grafiken (4): EHI

Weitere Informationen: rueter@ehi.org

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