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Imposante Kulisse: Der alte Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn war auch in diesem Jahr wieder der Veranstaltungsort für den EHI-Kartenkongress (Foto: EHI/Hauser)

Payment-Initiativen mit Blick auf Europa

Die Auswirkungen der aktuellen EU-Verordnungen auf den Zahlungsverkehr des Handels, die zunehmende Internationalisierung im Payment-Dienstleisterumfeld und die neuesten Entwicklungen beim Online- und Mobile Payment in der Praxis waren die Schlüsselthemen des EHI-Kartenkongresses 2017. Trotz der vielen neuen Bezahlprodukte, die Handel und Dienstleister in den letzten Jahren entwickelt haben, bleiben die altbewährten Zahlverfahren nach wie vor die Hauptumsatzträger.

Die Diskussionen um die Auswirkungen der aktuellen EU-Gesetzesinitiativen zur Regulierung des Zahlungsverkehrs nahmen beim EHI-Kartenkongress 2017 erwartungsgemäß einen breiten Raum ein. Die sogenannte Interbankenentgeltverordnung, die seit Dezember 2015 wirksam ist, hat zwar einerseits mit der Deckelung der Gebührensätze auf 0,3 Prozent (Kreditkarten) bzw. 0,2 Prozent (Debitkarten) zu einer deutlichen Kostenentlastung im Einzelhandel geführt, andererseits allerdings auch zu neuen und erhöhten „Card Scheme-Fees“ in einer kaum noch überschaubaren Anzahl. Die Kreditkartenunternehmen zeigten sich hier sehr erfinderisch bei der Entwicklung neuer Zusatzgebühren. Das sei für den Handel auch wegen der mangelnden Transparenz und Information ein Ärgernis, sagte Ulrich Binnebößel in seinem Vortrag. Der HDE-Zahlungsexperte betonte in diesem Zusammenhang noch einmal die Position des Handelsverbandes: Interchange-Gebühren werden generell für fragwürdig gehalten, sie verstoßen gegen Wettbewerbsrecht. Ziel müsse ein ausnahmsloses Verbot aller ungerechtfertigten Entgelten sein ohne Zulassung von Umgehungsoptionen der Banken durch Scheme-Fees.

Nachdem die Gebührendeckelung umgesetzt ist, steht Handel und Banken mit der „Payment Services Directive 2“ der Europäischen Kommission eine neue Gesetzesinitiative ins Haus. Die PSD2 soll im Januar 2018 in Kraft treten und die Kundenauthentifizierung bei Zahlungen im Onlinehandel neu regeln. Die dann (mit Ausnahmen) obligatorische Zwei-Faktoren-Authentifizierung wird das Betrugsrisiko beim Online-Kauf reduzieren, aber auch die Komplexität bei allen Zahlverfahren erhöhen. Gleichzeitig wird die Chance für „dritte Dienstleister“ erhöht, sich durch neue Services im Bereich der Online-Zahlung zu etablieren. Binnebößel übte in seinem Vortrag Kritik an den Rahmenbedingungen der PSD2-Regulierung. Ausnahmeoptionen von der starken Authentifizierung, wie sie die Richtlinie ermöglicht, werden beispielsweise nicht ausreichend genutzt. Insgesamt sei die PSD2-Umsetzung in deutsches Recht aber auf einem guten Weg, wenngleich noch einige Klarstellungen erforderlich seien.

Mit der Instant Payment Initiative der EU-Kommission wird zunächst zwar nur die Kreditwirtschaft angesprochen, es sei laut Ulrich Binnebößel aber wichtig, dass der Handel sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt positioniert und seine Ideen einfließen lässt. Konto-zu-Konto-Bewegungen in Echtzeit würden für den Zahlungsverkehr in der Händler-Kunde-Beziehung viele Vorteile bedeuten. Während heutige Verfahren dem Zahlungsempfänger lediglich eine Zahlungsgarantie bieten, zeigt Instant Payment die sofortige Verfügbarkeit des Betrages an. Damit Instant Payment funktionieren kann, müssen zunächst verschiedene Standards und Schnittstellen geschaffen werden.

Olaf Schrage (Deichmann) und Horst Rüter (EHI) führten die rund 700 Teilnehmer durch das Kongressprogramm (Foto: EHI/Hauser)

Olaf Schrage (Deichmann) und Horst Rüter (EHI) führten die rund 700 Teilnehmer durch das Kongressprogramm (Foto: EHI/Hauser)

Bei allen Zukunftsentwicklungen und deren Herausforderungen dürfe der Blick nicht auf die Sicherstellung des aktuellen Regelbetriebs im Zahlungsverkehr verstellt werden, merkte Dr. Andreas Martin vom BVR an. Martin konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Girocard als „Ankerprodukt der Deutschen Kreditwirtschaft“. Die physische Bankkarte werde noch lange als Zahlungsmittel dominieren wegen der geschaffenen Infrastruktur, der hohen Kundenakzeptanz und weil sie eine preiswerte Bezahlform sei. Eine zusätzliche Dynamik erfährt die Bankkarte durch die Einführung der „Girocard kontaktlos“. Nachdem 2016 mehr als 16 Mio. neue Karten mit Kontaktlos-Funktion ausgegeben wurden, sollen in diesem und im nächsten Jahr jeweils noch einmal 20 Mio. Karten dazukommen. Von der schnellen Marktdurchdringung soll auch die Smartphone-basierte „Girocard mobile“ profitieren, die auf der gleichen NFC-Technologie basiert. Alle Terminals, die „Girocard kontaktlos“ verarbeiten können, sind auch in der Lage, „Girocard mobile“ abzuwickeln, versichert Dr. Martin. Derzeit wird die „Girocard mobile“ im Raum Kassel-Baunatal getestet.

Parallel zum erfolgreichen Rollout der „Girocard kontaktlos“ entwickelten HDE und ELV-Forum eine Spezifikation „EuroELV-kontaktlos“. Damit soll ermöglicht werden, die Girocard über die NFC-Schnittstelle kontaktlos für das elektronische Lastschriftverfahren zu nutzen. Ob mit Unterschrift zur Absicherung des Bezahlvorgangs (Mandatautorisierung) wie bisher oder ohne Unterschrift, wie zum Beispiel bei Onlineshops, soll in der Entscheidung des Händlers liegen.

Ein Flohzirkus neuer Verfahren

Vertikalisierung, Konzentration, Internationalisierung im Payment-Dienstleisterumfeld – Segen oder Fluch für Händler? Die Podiumsrunde am ersten Kongresstag – wie in den Vorjahren moderiert von Deichmann-CIO Olaf Schrage – diskutierte Chancen und Risiken der Konzentration im Dienstleisterbereich und kam dabei zu einem differenzierten, aber durchaus ermutigenden Bild.

Auch nach Sepa ist das Thema nicht weniger kompliziert als vor 10 Jahren, stellt Robert Herzig fest. Der Leiter POS-Clearing/Finanzdienstleistungen der Metro AG erklärt, dass der Handel durch die Integration der digitalen Kanäle eine komplett neue Dimension von Anwendungen beherrschen muss. Ein Flohzirkus neuer Verfahren, so Herzig.

Es gilt, ein dickes Brett zu bohren, wie Dr. Markus Weber, Geschäftsführer der Ingenico Payment Services es ausdrückt. Es gibt im Payment-Geschäft noch viele Silos. Der Anspruch besteht darin, diese zu überwinden und zu einem bruchlosen Prozess zusammenzuführen – Ingenico nennt es Seamless Payment. Das Unternehmen stellt sich so auf, dass es große Händler bei der Internationalisierung in allen Bereichen begleiten kann: stationär, online und mobil.

Größe und Geschwindigkeit

Mitbewerber Concardis, in Deutschland bereits in führender Position, ist ebenfalls auf dem Weg zum Global Player. Marcus W. Mosen, Vorsitzender der Concardis-Geschäftsführung, erläutert, dass man sich von externen Partnern emanzipieren will, um einen größeren Anteil an der Wertschöpfungskette zu erreichen. „Size matters“, wie er sagt, ergänzt dies aber sofort um das Stichwort „Speed“. Es geht vor allem auch um Geschwindigkeit. Dazu muss man manchmal auch etablierte Pfade verlassen. Beteiligungen an Start-ups, wie dem Berliner mPOS-Spezialisten Orderbird, würden zu einer neuen Unternehmenskultur führen.

Steffen Neukirch und Marc Poenitz (beide Paysquare) nehmen Elena Klein-Heßling (EHG Service) und Manfred Mühren (Ernsting’s family) in die Mitte. (Foto: EHI/Hauser)

Steffen Neukirch und Marc Poenitz (beide Paysquare) nehmen Elena Klein-Heßling (EHG Service) und Manfred Mühren (Ernsting’s family) in die Mitte. (Foto: EHI/Hauser)

Agilität spielt auch für Visa eine große Rolle. Das Unternehmen versteht sich inzwischen vorrangig als Technologieanbieter und hat Innovationszentren rund um die Welt geschaffen – in Europa zum Beispiel in Berlin und London. Mit Blick auf das sich verändernde Verbraucherverhalten entwickelt Visa innovative Payment-Lösungen. Ziel ist es, ein Umfeld für sichere Zahlungen in allen Kanälen unabhängig vom Endgerät zu schaffen, sagt Natasha Toothill, Director Retail Engagement & Merchant Sales bei Visa.

Dr. Andreas Martin, Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, sieht die Zukunft vor allem bei der Entwicklung von neuen Lösungen an der Kundenschnittstelle, sogenannte Personal Finance Apps. Dabei versteht die Bankenorganisation den Zahlungsverkehr nicht wie viele Fin-Tech-Unternehmen als Vehikel, um Daten zu Geld zu machen, sondern als Dienstleistung, die als solche auch bezahlt werden muss.

Nicht zu Unrecht macht sich der Handel Sorgen, das Wissen über den Kunden zu verlieren. Provokativ malte Olaf Schrage ein Zukunftsbild, in dem Unternehmen wie Amazon oder Alibaba sich in allen Lebensbereichen eingenistet haben, alles über die Verbraucher wissen und wie Monopolisten agieren. Dem setzte Robert Herzig entgegen: Der Handel sitzt auf einem riesigen Schatz von Daten. Er sollte diesen allerdings viel besser nutzen.

Der Termin für den EHI-Kartenkongress 2018 steht bereits fest: Er findet vom 24.04. – 25.04.2018 wieder im Plenarsaal des ehem. Deutschen Bundetages in Bonn statt.

Fotos (): EHI/Hauser

Weitere Informationen: www.kartenkongress.de

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