Viele Kunden zahlen weiterhin mit Bargeld, daher suchen Industrie und Handel ständig nach Möglichkeiten, die Bargeldzahlung an der Kasse weiter zu automatisieren und noch sicherer zu gestalten. Automatisiert bedeutet entweder das direkte maschinelle Zählen bei jedem Kassiervorgang an der Kasse oder die Verwendung von Zählgeräten oder „Einzahlungsstationen“ im Backoffice. Sicherer heißt in den meisten Fällen, den direkten Zugriff auf das Bargeld durch geschlossene Systeme zu verhindern. Die zunehmende Anzahl von Installationen unterschiedlicher Art zeigt, dass ein großes Potenzial für Automatisierungslösungen vorhanden ist. Wünschenswert sind durchgehend geschlossene Prozesse ohne Systembrüche bei gleichzeitiger Vereinfachung interner Abläufe und höherer Flexibilität beim Kassenpersonal.

Das bedeutet zum Beispiel, dass bereits an Kassen geprüftes, gezähltes und sortiertes Geld ohne weitere Bearbeitung entsorgt werden kann. Mehr Sicherheit bedeutet auch, die Zugriffsmöglichkeiten von eigenen Mitarbeitern und externen Beteiligten auf Bargeldbestände einzuschränken und Fehlerquellen zu vermeiden, ohne dabei den Kundenservice zu beeinträchtigen. Große Handelsunternehmen sehen für die Zukunft die Bedeutung der Hauptkasse schwinden. Dabei entstehen zwei Effekte: Zum einen werden immer mehr Aufgaben des Bargeldhandlings von Geld- und Werttransportunternehmen übernommen, zum anderen nimmt die Automatisierung oder Teilautomatisierung am POS zu.

Bleibt die Hauptkasse

Ob Hauptkassenfunktionen jedoch gänzlich abgeschafft werden können, ist fraglich, denn was notwendig bleibt, ist die Wechselgeldversorgung. Der hohe Münzgeldbedarf des Handels, im Lebensmitteleinzelhandel beispielsweise zwischen 2 und 8 Prozent vom Umsatz, erfordert Systeme, die bedarfsgerecht mit Wechselgeld befüllt werden können.

Geldwaagen zählen Münzen und Banknoten

Komponentenlösung „Cash Infinity“ von Glory

Um Bargeldkreisläufe zu verkürzen, können direkt am POS leistungsfähige Bargeldbearbeitungssysteme eingesetzt werden. Diese bieten eine zuverlässige Prüfung auf Echtheit und Umlauffähigkeit sowie eine sichere Geldverwahrung und lassen ein Bargeld-Recycling, das heißt die Wiederausgabe von echten und umlauffähigen Banknoten zu. Geschlossene Systeme für das Bargeldhandling an der Kasse bieten zum Beispiel die Firmen Cash Guard, Glory, Gunnebo, Scan Coin oder Wincor Nixdorf an. Die geschlossenen Systeme an der Kasse funktionieren sehr ähnlich.  

Vorteile der Automaten: Das System kennt jederzeit den genauen Bargeldbestand, und die Wechselgeldrückgabe erfolgt automatisch, sodass Fehler ausgeschlossen sind. Bedienerwechsel sind jederzeit ohne Zwischenabrechnungen möglich, was schnelle Kassenübergaben ermöglicht. Aber auch die Zeit für die Schlussabrechnung verkürzt sich erheblich. Hinzu kommt die hohe Sicherheit durch permanente Falschgelderkennung und minimiertes Risiko eines Raubes. Auch die Entsorgung der Einzelkassen wird durch geschlossene Behältnisse sicherer.  

Die Software verarbeitet im Hintergrund die Daten aller Zahlungsvorgänge und macht die Wechselgeldversorgung und die Bargeldentsorgung besser planbar. Erhält ein Werttransportunternehmen Informationen über die Geldbestände können Abholrhythmen effektiver geplant werden, zudem erhöht sich die Sicherheit durch die unregelmäßigen Abholzeiten.  

Zwei aktuell interessante Aspekte des Cash Managements sind vor allem die Lösungen zum innerbetrieblichen Geldtransport – Abschöpfung und Wechselgeldversorgung bei geschlossenen Systemen – sowie die Entwicklungen zur Übergabe der Bargeldbestände an Geldtransporteure, vom selbstverschließenden Safebag bis zur überwachten Geldkassette.  

So schützen z.B. Farbpatronen im mobilen Rollenspeicher den Transport von der Kasse zum Backoffice. Bei Überschreiten einer programmierten maximalen Zeitspanne wird das Geld eingefärbt und damit unbrauchbar.

Schnell eingezahlt – sicher aufbewahrt

Der Banknotenrecycler von ScanCoin bietet ein Höchstmaß an Sicherheit, da die Banknoten direkt auf Rollenspeichern abgelegt werden. Banknoten, die nicht recycelt werden, können unmittelbar in ein sich selbst versiegelndes Safebag abgeworfen werden. Das Safebag dient auch dazu, Banknoten zur Entsorgung aus den Rollenspeicher abzuschöpfen. Erst wenn das Safebag vollständig versiegelt ist, lässt sich die Tresortür öffnen. Dadurch hat das Personal keinerlei Manipulationsmöglichkeiten und es entsteht ein Zeitgewinn bei der Entsorgung durch Geld- und Wertdienste. Auch für kleinere Einzelhändler bietet Scancoin eine skalierbare Lösung: „CDS702R“ ist ein Banknoten-Deposit-Gerät, ausgestattet mit der Möglichkeit, zwei Noten zu recyceln. Somit kann das Kassenpersonal das Gerät zur Entsorgung von Noten als auch zu Schichtbeginn zur Banknotenversorgung nutzen.  

Cashhandling-Systeme reduzieren Kosten.

Klaus Schmid

Leiter Geschäftsbereich Distribution, Gunnebo Deutschland GmbH

Die Gunnebo-Lösung „SafeCash Retail Station“ – ein kombiniertes System für die sichere Aufbewahrung und Auszahlung von Bargeld – verbessert die Prozesse rund um das Cash-Handling im Backoffice. Münzen und Scheine aus den Kassenladen werden von „SafeCash Retail Station“ automatisch gezählt, registriert und bis zur Entnahme sicher aufbewahrt. Die Zeiten für Kasseneröffnung und Kassenabschluss werden erheblich reduziert und der Hauptkassierer bei der Kassenabrechnung entlastet.

So einfach und schnell wie die Bargeldeinzahlung gestaltet sich auch das Befüllen der Kassenladen. Das System zahlt automatisch eine vorgegebene Auswahl an Bargeld aus. Münzgeld wird nach Nennwert aufgeteilt, in getrennten Fächern ausgegeben – das erleichtert das Einsortieren in die Kasse. 

Wincor Nixdorf zeigt auf der EuroShop 2011 „Cash Cycle Management“- Lösungen mit Hardware-, Software- und Services-Bausteinen, mit denen dank des geschlossenen Geldkreislaufs in der Filiale eine Reduzierung der Bargeldhandlingkosten von mehr als 20 Prozent erzielt werden soll. „Cash Cycle Management Solutions“ bietet eine einheitliche Lösungsplattform, um sämtliche Szenarien im Handel abzudecken. Die einzelnen Bestandteile des Portfolios sind stufenweise ausbaufähig, in bedienten oder selbstbedienten Checkout Konzepten und im Cash Office einsetzbar.

Das Konzept sieht die Umsetzung von geschlossenen Geldkreisläufen in der Einzelhandelsfiliale vor und bezieht darüber hinaus Cash Center sowie den Kreislauf zwischen Einzelhandel und Banken mit ein. Ein neues, intelligentes Notenspeicherkonzept ermöglicht den Austausch der Speichermedien innerhalb der neuen Systemfamilie „Cineo“ und damit auch die Auszahlung von im Handel eingenommenen Banknoten durch Geldautomaten, da die gleichen Speichermedien in den Systemen für den Einzelhandel und für Banken verwendet werden.

Angebote für alle Einsatzbereiche

CashGuard bietet mit seiner neuen Noteneinheit „R4“ einen Tag- und Nachttresor, in dem das Bargeld nicht nur tagsüber sicher verwahrt wird – Überfälle werden reduziert, interner Diebstahl und Fehlbestände verhindert –, sondern es kann auch über Nacht gesichert am Kassenplatz verbleiben. Mit der neu entwickelten Transport-Einheit „M1“ ist es erstmals möglich, Geld aus dem geschlossenen Kassensystem abzuziehen, in das Backoffice zu bringen oder auch Scheine von einer zur anderen Kasse zu transferieren. Ferner können Kassen auch mittels der Transporteinheit im geschlossenen Kreislauf, also ohne dass das Personal Zugriff auf das Bargeld hat, mit Noten befüllt werden – ein weiterer Schritt zum rundum sicheren und geschlossenen Bargeld-Handling.

Komponentenlösung „Cash Infinity“ von Glory

Klaus Schmid, Leiter Geschäfts-bereich Distribution, Gunnebo Deutschland GmbH

Auch die Firma Glory, ehemals Standardwerk Eugen Reis, hat mit „Cash Infinity“ eine Gesamtlösung zur effizienten Verwaltung des Geldflusses, zum Bargeldrecycling und zum Schutz des Geldes an Kasse und Backoffice entwickelt. Die verschiedenen Komponenten der Banknoten- und Münzrecycler können samt Überwachungssoftware anforderungsgerecht zusammengestellt gestellt werden und sind auch als Selbstzahlerkassen einsetzbar. Doch nicht alle Händler entscheiden sich für Hightech am Kassenplatz oder scheuen die hohen Investitionen.

Rationalisierung ist dennoch Pflicht. So kommen Geldwaagen im Backoffice hunderttausendfach zum Einsatz. Allein 9 der 10 filialstärksten deutschen Einzelhändler nutzen nach Angaben von Tellermate die Geldwaagen des Herstellers bei der Kassenabrechnung. Zur Euro-Shop stellt Tellermate die neue Geldwaagen-Serie „T-ix“ basierend auf dem erfolgreichen Vorgängermodell „TY“ vor. Die Geräte sind stabiler und robuster gebaut, um den typischen Arbeitsbedingungen in einem Kassenbüro noch gerechter zu werden und sind wie Mobiltelefone einfach bedienbar. Geldwaagen zählen lose Münzen, Münzrollen und Banknoten sowie auch unbare Zahlungsmittel wie Coupons oder Gutscheine. Damit ist eine Kassenschublade deutlich schneller als rein manuell abgerechnet.

Geldwaagen: einfach und rationell

Es bleibt weiter spannend zu beobachten, ob die Anbieter automatischer Cash-Handling-Systeme den Handel überzeugen können, ihre interessanten Lösungen flächendeckender als bisher einzusetzen.

Fotos: Wincor Nixdorf (1), Tellermate (1), Glory (1)

Kontakt: horst@ehi.org

Bargeldprozesse wirtschaftlicher gestalten

Klaus Schmid, Leiter Geschäftsbereich Distribution bei der Gunnebo Deutschland GmbH, geht von einer weiteren Verbreitung von Cashhandling- und Cashmanagement-Systemen aus.

Liegt es an der Kundenakzeptanz, dass sich der Handel mit der Installation von Cashhandling-Systemen noch zurückhält?

Von unseren Kunden bekommen wir positive Rückmeldung zur Resonanz der Systeme bei den Verbrauchern. Die Verbraucher können bequem auch mit Kleingeld zahlen und sicher sein, immer das richtige Wechselgeld zu bekommen. Aber nicht in jedem Fall sind Cashhandling-Systeme für den POS sinnvoll. Dann bieten sich Cashmanagement-Lösungen für das Backoffice an.

Was sagen Sie zum Einwand hoher Investitionskosten?

Nimmt man die Vorteile von Cashhandling-Systemen zusammen, dann amortisieren sich die Lösungen binnen kurzer Zeit. Sie bieten mehr Sicherheit, entlasten das Kassenpersonal, vermeiden Differenzen und verringern den Wechselgeldbedarf. Sie erhöhen die Flexibilität, da Mitarbeiter Kassen bei hoher Kundenfrequenz schnell übernehmen können. Cashhandling-Systeme sparen Zeit beim Kassenstart und Kassenschluss. Aus der Praxis wissen wir, dass pro Kasse täglich bis zu einer Stunde weniger Arbeitszeit anfällt.

Ist in den kommenden Jahren mit einem Durchbruch der Technologie auf der Fläche zu rechnen?

Prognosen sagen, dass automatische Cashhandling-Lösungen künftig etwa ein Drittel der Kassensysteme ausmachen werden. Bei einem weiterhin hohen Bargeldanteil im Retailbereich suchen Händler nach Lösungen, Bargeldprozesse wirtschaftlicher zu gestalten und gleichzeitig mehr Sicherheit zu erreichen. Im Schnitt kostet bei der Bargeldbearbeitung jeder Euro einen Cent. Cashhandling-Systeme am POS, die einen geschlossenen Bargeldkreislauf bis zum Cash-Center ermöglichen, reduzieren die Kosten.

Cashmanagement-Systeme

Alle Aussteller in Halle 6

CashGuard Stand G65

Cummins Allison Stand G26

Glory Stand G47

Prema Stand H06

ScanCoin Stand G41

Tellermate Stand A69

Wincor Nixdorf Stand A76