Die jährliche EHI-Studie zur Entwicklung der Inventurdifferenzen zeigt, dass der Ausstattungsgrad im Einzelhandel mit elektronischen Artikelsicherungsanlagen stetig zunimmt. Geringe Personal-
besetzungen, kundenorientierte Warenpräsentation und längere Öffnungszeiten erfordern den Einsatz von Sicherheitstechnik zur Diebstahlprävention.  

Die Inventurdifferenzen im Einzelhandel liegen zwar insgesamt auf einem niedrigen Niveau, dennoch schmälert eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,65 Prozent – bewertet zu Einkaufspreisen in Prozent vom Nettoumsatz – nach wie vor die Renditen im Einzelhandel erheblich. Bewertet zu Verkaufspreisen – bezogen auf den Bruttoumsatz – entspricht dies über alle Branchen hinweg in etwa einem Wert von knapp einem Prozent.  

Die Investition in elektronische Warensicherung ist nicht nur eine rein technische Entscheidung, sondern es muss ein Gesamtkonzept erarbeitet werden. Da es am Markt unterschiedliche Technologien (AM, EM, RF) sowie RFID-Lösungen gibt, muss zwar zunächst eine Technologie sorgfältig ausgewählt werden, welche die Anforderungen des Händlers weitestgehend erfüllt, doch ebenso wichtig ist die spätere Pflege und Weiterentwicklung des Warensicherungskonzepts sowie die konsequente Anwendung der Sicherheitsetikettierung. Die meisten Unternehmen haben erkannt, dass die Installation von EAS-Anlagen alleine allenfalls kurzfristige Erfolge mit sich bringt.

Nur mit aufmerksamem Personal

Gut geschultes Personal ist der wichtigste Baustein der Warensicherung, egal welche Technologie zum Einsatz kommt. Personalschulungen zum richtigen Anbringen der Sicherungen, zur richtigen und zuverlässigen Entsicherung sowie zur Kundenansprache im Alarmfall sind unerlässlich bei jeder Installation von EAS-Systemen. Dazu gehören auch die regelmäßige Funktionskontrolle der Antennen und der Etiketten, die Bestimmung einer verantwortlichen Person sowie deutlich sichtbare Warnhinweise mittels ausreichender Plakatierung oder Regalbeschriftungen. Die erforderliche Aufmerksamkeit sollte gleichzeitig als Chance zu mehr Kundenservice und Freundlichkeit verstanden werden. Technische Sicherheitsmaßnahmen stellen immer nur eine Ergänzung zur Aufmerksamkeit der Mitarbeiter dar. Sie können den Ladendiebstahl erschweren oder Alarme auslösen. Ladendiebe fürchten nichts mehr als aufmerksames Personal, auch keine noch so ausgefeilte Sicherheitstechnik.

Information ist Trumpf

In zunehmendem Maße werden Daten aus unterschiedlichen Sicherheitssystemen sinnvoll verknüpft und ausgewertet, um Prozesse sicherer zu gestalten und organisatorische Schwachstellen zu erkennen. Alarmmeldungen aus Warensicherungsanlagen, Richtungserkennung bei Alarmen, integrierte Kundenzählung, ereignisgesteuerte Kameraaufzeichnungen oder Kassendatenanalysen in Verbindung mit der Deaktivierung von Sicherheitsetiketten sind Beispiele, die zeigen, dass einzelne Sicherheitssysteme nicht mehr nur autonom arbeiten, sondern im Zusammenspiel zu neuen Erkenntnissen führen können.

Leistungsstarke Technik

Auch Mitarbeiterdelikte schmälern die Rendite

Die RFID-Technologie optimiert die Prozesse in der Supply Chain

Warensicherungssysteme haben sich weiterentwickelt. Die Etiketten werden kleiner, und die Erkennungsraten der Antennensysteme steigen. Für Diebe wird es bei allen Technologien immer schwieriger, gesicherte Waren unbemerkt an den Antennen vorbeizuschleusen.  

Die Antennensysteme werden auch für Kundenzählungen oder als Werbeflächen genutzt. Einige Trends findet man bei allen Technologieanbietern: Netzwerkfähigkeit und Verbesserungen der Analysesoftware. Mit einem integrierten System können sämtliche Ereignisse wie Alarme, Deaktivierungen von Klebeetiketten oder das einfache Lösen von Hartetiketten registriert, dokumentiert und im Zusammenhang ausgewertet werden. Ein Händler ist stets über den Systemstatus seiner Warensicherungsanlagen sowie über Alarmmeldungen, Kundenströme und den Verkauf gesicherter Waren informiert. Mit übersichtlichen Grafiken und verschiedenen Auswertungsmöglichkeiten kann eine permanente Anpassung des jeweiligen Sicherungskonzepts erfolgen.

RFID: Zukunft der Warensicherung?

Die RFID-Technologie optimiert die Prozesse in der Supply Chain

Marco Lange, Sales Director Retail SPS, ADT Sensormatic

Wie sieht die Zukunft der Warensicherung aus? Bleiben die bewährten Artikelsicherungs-
technologien erhalten oder wird es einen Technologiewechsel zu RFID geben? Warensicherung wird erst richtig interessant durch die Möglichkeit, die Sicherungselemente bereits beim Hersteller am oder im Produkt anzubringen, also durch die sogenannte Quellensicherung. Die Quellensicherung ist die kostengünstigste Art der Warensicherung, ermöglicht eine breitere Absicherung des Sortiments und macht die Sicherung effektiver. Allerdings gibt es keine einheitliche Technologie, sondern es existieren auch hier nach wie vor die drei etablierten Technologien, die akustomagnetische (AM), die elektromagnetische (EM) und die radiofrequente (RF) Technologie. AM- und RF-Systeme besitzen heute die größte Marktbedeutung, haben aber mit RFID-Systemen wenig Gemeinsamkeiten.

Durch die stückgenaue Identifikation von Artikeln mit Hilfe des EPC (Electronic Product Code) und durch berührungslose Lesetechnik mittels RFID wird die Warensicherung zu einem wichtigen Thema. Obwohl EPC und RFID noch weit von einer echten Marktetablierung entfernt sind, gibt es eine Reihe von Konzepten, die die Nutzung dieser Technologie als Warensicherung oder in Kombination mit Warensicherungen vorsehen und Übergangsszenarien aufzeigen. Die weltweit im Einzelhandel installierten EAS-Systeme werden sicher noch eine lange Zeit genutzt werden. Insofern werden Kombinationslösungen von RFID- und EAS-Technologien Anwendung finden. Durch die Erweiterung mit einem UHF-Reader können Einzelhändler schon heute parallel zur elektronischen Artikelsicherung auch die Zukunftstechnologie RFID im EPC-Standard zur Warenidentifikation und -verfolgung nutzen. Man erfährt nicht nur, dass ein Alarm ausgelöst wurde, sondern auch, um welchen Artikel es sich genau handelt.

Die Integration von Sicherheitstechnologie in die Informationstechnologie ist ein Schlüssel zum Erfolg. Die RFID-Technologie ermöglicht dabei den Zugriff auf produktspezifische Informationen oder die Rückverfolgung und Ortung von Waren in Echtzeit und unterstützt so einen reibungslosen, kontrollierbaren Warenfluss in der gesamten Supply Chain bis hin zum Point of Sale.  

Durch immer straffere Organisation Abläufe optimieren.

Marco Lange

Sales Director Retail SPS, ADT Sensormatic

Kosten-Nutzen-Betrachtungen sowie die Zuverlässigkeit der Systeme werden darüber entscheiden, wo RFID-Systeme zukünftig eingesetzt werden. Zum alleinigen Diebstahlschutz wird die RFID-Technologie wegen des hohen Infrastrukturaufwands und der Tag-Kosten in naher Zukunft kaum eingesetzt werden. Die Ausbreitung der Technologie für andere Zwecke und hier vor allem für die Identifikation in der Logistikkette bietet aber ideale Voraussetzungen, die Warensicherung quasi als „Abfallprodukt“ zu nutzen. So hat zum Beispiel Gerry Weber eine Vorreiterrolle in der Bekleidungsbranche mit seiner unternehmensweiten Einführung der RFID-Technologie übernommen. Der EPC/RFID-Chip wird dabei pro Jahr in etwa 25 Mio. gefertigte Kleidungsstücke integriert, das heißt im Pflegeetikett eingenäht.

Erstmalig wird in dieser Anwendung der EPC auch als Warensicherung genutzt. Das Prinzip besteht darin, dass jede in der Filiale befindliche EPC-Nummer – sprich RFID-Tag – in einer Datenbank (Kassensystem) verwaltet wird und erst nach dem Bezahlvorgang die Warensicherung deaktiviert wird, quasi durch Freigabe der Nummer. An den Ausgangsschleusen, die bei dieser Technologie als Über-Kopf-Systeme (Deckensysteme) installiert sind, werden beim Passieren die EPC-Nummern gelesen und mit der bezahlten Ware abgeglichen. Alarm ertönt bei nicht bezahlten Artikeln. Gerry Weber rüstet die gesamte Produktion über alle Marken hinweg mit EPC/RFID-Etiketten aus, um auch allen Handelspartnern den Einsatz der Technik für logistische Zwecke und gleichzeitig zur Warensicherung zu ermöglichen.

Für Händler ist der Einsatz dieser Technologie jedoch erst sinnvoll und vorteilhaft, wenn ein Großteil der gelieferten Ware bereits vom Hersteller mit EPC ausgerüstet ist, da eine nachträgliche EPC-Ausstattung im Geschäft aufwendig ist und – bei ausschließlicher Nutzung des EPC auf der Verkaufsfläche – das Nutzenpotenzial des EPC nicht ausgeschöpft wird.  

Integrierte Logistik-, Warenwirtschafts- und Sicherheitssysteme gewinnen für den Handel zunehmend an Bedeutung. Mehr Sicherheit, Transparenz und Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette steht im Vordergrund. Die klassische elektronische Artikelsicherung (EAS) wird immer mehr zum Bestandteil eines umfassenden Informationsund Steuerungssystems. Sie bleibt aber derzeit noch unverzichtbar, wenn es darum geht, Verluste durch Ladendiebstähle effizient zu reduzieren.

Fotos: Checkpoint (2), ADT (1)

Kontakt: horst@ehi.org

Der Bedarf an integrierten Konzepten wächst

Marco Lange, Sales Director Retail SPS bei ADT Sensormatic, weist auf den Mehrwert durch integrierte Sicherheitssysteme hin, die über die reine Warensicherung hinausgehen.

Was sind die derzeit dominierenden Themen im Bereich der Sicherheitstechnik im Handel?

Ganz oben auf der Agenda stehen integrierte Sicherheitsund Business-Intelligence-Konzepte, die Prozesse der Supply Chain bis hin zur Shop-Performance am Point of Sale verbessern. Moderne Identifikationstechnologien wie RFID, intelligent verknüpft mit Warensicherungssystemen, bieten dem Handel einen deutlichen Mehrwert. Sie schließen Informationslücken in der Warenwirtschaftskette und gewährleisten, dass am Ende die richtige Jeans im Regal liegt und zudem gut gegen Ladendiebe geschützt ist. Out-of-Stocks und damit Umsatzverluste gehören der Vergangenheit an. Es geht darum, durch eine immer straffere Organisation operativen Abläufe zu optimieren. Dominierend ist also nicht allein die Sicherheit, sondern integrierte Konzepte, in denen Sicherheit ein Baustein ist.

Wo sehen Sie mittelfristig die größten Potenziale für Sicherheitstechnologien in der Supply Chain?

Themen wie Social Manufacturing, Car Highjacking oder Diebstahl verursacht durch Kunden, Mitarbeiter oder Lieferanten stehen hier im Mittelpunkt. Passende Sicherheitstechnologien und die intelligente Verknüpfung mit Kommunikationstechnologien bringen Mehrwert. Zum Beispiel ermöglicht unser RFID-basiertes Lösungsportfolio den Zugriff auf produktspezifische Informationen oder die Rückverfolgung und Ortung von Waren in Echtzeit und unterstützt so einen kontrollierbaren Warenfluss in der gesamten Supply Chain bis hin zum Point of Sale.