Kein Grund zur Entwarnung bei Inventurverlusten | stores+shops

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Foto: Fotolia / StefanieB.

Kein Grund zur Entwarnung bei Inventurverlusten

Auch in diesem Jahr analysiert die EHI-Sicherheitsstudie wieder die Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel für das vergangene Jahr. Nach wie vor schmälert eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,57 Prozent die Renditen im Einzelhandel. Insbesondere die organisierte Bandenkriminalität bereitet dem Einzelhandel Sorgen.

Im gesamten deutschen Einzelhandel summieren sich die Inventurdifferenzen 2012 auf 3,8 Mrd. Euro. Diebstähle durch unehrliche Kunden sind mit rund 1,9 Mrd. Euro nach wie vor für gut die Hälfte der Schäden verantwortlich. Den eigenen Mitarbeitern werden immerhin 800 Mio. angelastet. Der Rest des Diebstahls entfällt mit fast 400 Mio. Euro auf Lieferanten und Servicekräfte, hinzu kommen organisatorische Fehler. Statistisch betrachtet stiehlt jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von rund 50 Euro im Einzelhandel.

Nach wie vor schmälert eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,57 Prozent – bewertet zu Einkaufspreisen in Prozent vom Nettoumsatz – die Renditen im Einzelhandel. Bewertet zu Verkaufspreisen in Relation zum Bruttoumsatz entspricht dies in branchengewichteter Hochrechnung einem Wert von durchschnittlich 0,98 Prozent des Umsatzes. Damit sind die Verlustraten unverändert auf hohem Niveau – und das, obwohl der Handel jährlich rund 1,2 Mrd. Euro in Präventiv- und Sicherungsmaßnahmen investiert, um seine Waren vor Diebstählen zu schützen.

Insgesamt entgehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Sicherheitsmaßnahmen rund 1,3 Prozent seines Umsatzes. Im Fokus der Sicherheitsaufwendungen stehen aktuell erweiterte Kameraausstattung, Schulungen zur Steigerung der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter sowie verbesserte Warensicherung.

Branchenentwicklungen

Der betrieblichen Praxis folgend wurden die Erhebungen – bewertet zu Nettoeinkaufspreisen in Relation zum Nettoumsatz (= Bruttoumsatz ohne Mehrwertsteuer) – erfasst. Als Orientierung können die folgenden Mittelwerte angegeben werden, obwohl ein direkter Vergleich von Inventurdifferenzen verschiedener Unternehmen nur bedingt möglich und sinnvoll ist.

Im Lebensmittelhandel (inkl. C&C-Märkte) liegen die durchschnittlichen Inventurdifferenzen bei 0,49 Prozent. Die C&C-Märkte schneiden traditionsgemäß mit Werten um 0,2 Prozent am besten ab. SB-Warenhäuser haben mit 0,51 Prozent vom Nettoumsatz einen leichten Anstieg zu verzeichnen. Bei Supermärkten bis 2.500 qm betragen die durchschnittlichen Differenzen ebenfalls 0,51 Prozent, während große Supermärkte im Schnitt 0,48 Prozent ausweisen.

Drogeriemärkte liegen mit durchschnittlich 0,78 Prozent knapp unter dem Vorjahresniveau. Die beteiligten Baumarktunternehmen haben marginal niedrigere Inventurdifferenzen feststellen können, 2012 durchschnittlich 0,71 Prozent.

Im gesamten Bekleidungshandel sind die durchschnittlichen Inventurdifferenzen von 0,51 Prozent auf 0,53 angestiegen. Während die Bekleidungsfachgeschäfte inklusive Schuhhandel (0,42 %) mehrheitlich geringere Bestandsverluste ausweisen konnten, hatten die Textilfachmärkte (0,66 %) und Textilkaufhäuser einschließlich Warenhausbetreiber (0,60 %) höhere Verluste zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Inventurdifferenzen der beteiligten Möbelhäuser unterschiedlicher Sortimentsausrichtung lag mit 0,34 Prozent vom Nettoumsatz genau auf Vorjahresniveau.

Handel investiert weiter in Sicherheit

Im Durchschnitt aller Branchen gibt der Handel rund 0,3 Prozent vom Umsatz für Sicherheitsmaßnahmen aus. Kameraüberwachung liegt im Trend und wird weiter forciert. Geschultes, aufmerksames Personal sowie diebstahlhemmende Warenträger und Warensicherungen gewinnen aktuell weiter an Bedeutung. Ebenso sind permanente Datenanalysen zur Erkennung diebstahlgefährdeter Artikel und zur Früherkennung von Schwachstellen wichtige Präventionsinstrumente.

Insgesamt gibt der Einzelhandel jährlich 1,2 Mrd. Euro zur Reduzierung der Inventurdifferenzen aus. Die Gesamtaufwendungen für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung betragen also jährlich 5 Mrd. Euro, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren muss: Jeder ehrliche Kunde wird also bei jedem Kauf mit über 1 Prozent des Kaufpreises an den Schäden der Ladendiebstähle beteiligt!

Polizeiliche Kriminalstatistik trügt

Die polizeilich erfassten Ladendiebstähle haben 2012 mit 361.759 angezeigten Fällen über 6 Prozent abgenommen. Der stetige Rückgang der angezeigten Ladendiebstähle in der Polizeilichen Kriminalstatistik spiegelt offensichtlich nicht die tatsächlichen Verhältnisse wider. Die aktuellen Einschätzungen des Handels zur Kriminalitätslage stehen im Widerspruch zur Statistik. Durch die hohe Dunkelziffer von über 98 Prozent besitzt die Statistik nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Aus dem durchschnittlichen Schaden der angezeigten Diebstähle und dem ermittelten Schaden im Handel ergibt sich, dass täglich über 100.000 Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von fast 70 Euro unentdeckt bleiben. Damit werden jährlich rund 30 Mio. Ladendiebstähle weder entdeckt noch angezeigt.

Von einer entspannten Lage bei Ladendiebstählen zu sprechen, ist angesichts der enormen Dunkelziffer fatal. Trotz rückläufiger Statistiken wird im Handel nach wie vor gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Spricht man mit Einzelhändlern, so sieht die Welt ganz anders aus, als es die polizeiliche Statistik suggeriert: Bandendiebstahl, spezialisierte Tätergruppen, insbesondere aus dem osteuropäischen Raum, Leergut-Manipulation, Umtausch-Betrug, Wechselgeldbetrug, und fast täglich tauchen neue Methoden und Tricks der Betrüger auf. Hinzu kommen noch Einbruchs- und Raubdelikte. Es sind derzeit weniger die „gewöhnlichen“ Gelegenheitsdiebe, wie sie der Handel seit jeher kennt, sondern es sind oftmals Täter mit „professionellem“ Hintergrund oder Personen, die ihren Lebensunterhalt durch Straftaten bestreiten. Es liegt in der Natur der Sache, dass hierzu kaum verlässliches Datenmaterial existiert. Ein Indiz: Während die angezeigten einfachen Ladendiebstähle kontinuierlich zurückgehen, haben sich die angezeigten schweren Ladendiebstähle in den letzten fünf Jahren verdoppelt!

Organisierter Ladendiebstahl belastet

In vielen Bereichen der Einzelhandelskriminalität erwarten die Händler weiteren Anstieg. Vor allem Ladendiebstähle in ihren unterschiedlichen Formen und Motiven wie Gelegenheitsdiebstähle, Beschaffungskriminalität, Diebstahl auf Bestellung, Bandendiebstähle usw. sind mit Abstand das größte Problem für den Einzelhandel. Im Fokus steht vor allem der professionell organisierte Ladendiebstahl im Sinne von Bandendiebstählen und Diebstählen auf Bestellung von professionell agierenden Tätergruppen, die bei jedem Zugriff wertmäßig hohe Schäden verursachen. Auf den Hitlisten der am häufigsten geklauten Artikeln stehen im Lebensmittelhandel nach wie vor kleine, teure Waren wie Parfüm und Kosmetik, Rasierklingen, Spirituosen und Tabakwaren. Im Bekleidungshandel werden vor allem hochwertige Marken gestohlen, aber auch modische Artikel und Accessoires (Brillen, Tücher, Modeschmuck etc.). Im Elektronikhandel gehören Speichermedien, Konsolenspiele, Smartphones und LED-Leuchtmittel zu den „Klaurennern“.

Fazit

Das nach Einschätzung der befragten Händler „akzeptable“ Niveau der Inventurdifferenzen stellt keinen Anlass dar, Investitionen und Aufwendungen für Präventiv-, Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen zu vernachlässigen. Gut ein Viertel der Unternehmen hat 2013 sein Budget für Präventions- und Sicherungsmaßnahmen erhöht. Das Bedrohungspotenzial durch Kundendiebstahl und Mitarbeiterdelikte ist unverändert hoch und wird von den Unternehmen ernst genommen, wie die Einschätzungen der Handelsunternehmen zur Kriminalitätsentwicklung im Handel belegen. Auch wenn Vertriebsaspekte oft im Vordergrund stehen, sind Warensicherungs-, Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen oft notwendig und gezielt einzusetzen. An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 86 Unternehmen mit insgesamt über 17.000 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von gut 68 Mrd. Euro erwirtschaftet haben. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Märkte beträgt 1.255 qm.

Foto: Fotolia / StefanieB.

Kontakt: horst@ehi.org

Weitere Informationen: www.ehi.org/gb/verlag/shop-seiten

Studie: Inventurdifferenzen 2013

Weitere Daten, Hintergründe und detailliertere Auswertungen zur Entwicklung der Inventurdifferenzen sind als Studie „Inventurdifferenzen 2013“ beim EHI-Verlag zu beziehen.

Format:: 21 x 21 cm, 66 Seiten

ISBN:: 978-3-87257-407-7

Preis:: 495,00 inkl. MwSt. und Versand

Mehr Infos unter:: www.ehi.org/gb/verlag/shop-seiten

Mail:: Mail: vertrieb@ehi.org

Fon:: +49-221.57993-64

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