Nahtlose Kommunikation durch Standards | stores+shops

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Seit dem 1. Januar 2018 führt Thomas Fell die Geschäfte der GS1 Germany. (Foto: GS1 Germany)

Nahtlose Kommunikation durch Standards

Thomas Fell ist seit Anfang dieses Jahres neuer Geschäftsführer der Standardisierungsorganisation GS1 Germany in Köln. Im Interview mit rt spricht der IT-Handelsexperte über künftige Aufgabenschwerpunkte und die zunehmende Verankerung im E-Commerce.

Herr Fell, wie sind Ihre Erfahrungen nach den ersten Wochen in Ihrer neuen Position? Sind Sie in Köln schon heimisch geworden?

Köln ist mir nicht fremd. Vor meiner Zeit bei Diebold Nixdorf war ich zwei Jahre im Vorstand der Pironet NDH AG in Köln tätig. Es ist schon so etwas wie nach Hause zu kommen. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe, weil ich Vieles von dem, was ich in der Vergangenheit gemacht habe, anwenden kann.  

Was können Sie mitnehmen aus Ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit in der Handels-IT?

Als Bereichsvorstand bei Diebold Nixdorf war ich in den letzten Jahren stark auf die Retail-Branche fokussiert. Intensive Kontakte zur Industrie habe ich aus meiner Zeit bei IBM. Mein erstes Projekt dort war 1993 die Einführung von EDI bei Procter & Gamble in Schwalbach. Das Thema EDI ist also schon ein paar Jahre alt, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt.  

Digitalisierung ist ohne Standardisierung nicht denkbar.

Thomas Fell

Geschäftsführer GS1 Germany GmbH, Köln


Wie definieren Sie das Kerngeschäft von GS1 Germany heute und mit Blick auf die Zukunft?

Unser Kernthema bleibt nach wie vor die Standardisierung. Das alleine wird es in Zukunft aber nicht sein. Wir werden uns sehr viel intensiver mit Innovationsthemen beschäftigen, die etwa mit der Digitalisierung auf uns zukommen. Nehmen Sie als Beispiele Blockchain und das Internet der Dinge. Beides hat früher oder später Auswirkungen auf das Standardisierungsgeschäft, denn wie soll ein Internet der Dinge funktionieren ohne standardisierte Idente für Devices oder ohne standardisierte Kommunikation unter den Devices? Wir sind also gut beraten, wenn wir uns früh ein Bild darüber verschaffen, welche Innovationen relevant für unser und das Business unserer Kunden sind. Ferner müssen wir dafür sorgen, dass die GS1 Standards umfassend in die Umsetzung kommen. Einen großen Beitrag dazu leisten auch unsere Tochterunternehmen mit ihren Value-added-Services.

Muss GS1 Germany daher in der Art und Weise, wie das Unternehmen arbeitet, eine höhere Taktfrequenz an den Tag legen? Oder funktioniert das mit den bisherigen Mechanismen?

Der Prozess, wie wir über Gremien arbeiten und zusammen mit den Branchenvertretern Standards entwickeln, ist ein gut etabliertes Verfahren. Wo wir mehr agieren und investieren müssen, ist in das Frühwarn- und Radarsystem, welche innovativen Themen auf uns zu kommen. Da ist noch mehr fachliche und inhaltliche Kompetenz notwendig.  

Sehen Sie neue Geschäftsfelder und Märkte, die für GS1 Germany künftig relevant werden können?

Es gibt eine ganze Menge neuer Themen, auf die wir uns fokussieren wollen. Historisch gesehen sind wir sehr stark in der FMCG-Industrie verankert. Ich bin aber davon überzeugt, dass die GS1 Standards und Prozesse auch in anderen Branchen gut anwendbar sind. Beispiele sind der Healthcare-Sektor und die technischen Industrien, die gerade vor dem Hintergrund von IoT ein sehr spannendes Thema für uns werden. Nicht nur im Bereich B2B, sondern auch B2C, denn die intelligenten IoT-Devices sind ja auch für Konsumenten interessant. Hier werden wir künftig einen Wertbeitrag leisten mit GS1 Standards wie etwa EPCIS.

GS1 Germany: Standards setzen

Die Entwicklung und Umsetzung von Standards und Prozessen, die der Optimierung des Daten- und Warenverkehrs sowie den Organisationsabläufen zwischen Herstellern und Handel dienen, ist das Kerngeschäft der GS1 Germany GmbH. Als Plattform für Kooperationen, Netzwerke und Know-how-Sharing für Unternehmen aller Branchen bietet das Unternehmen Trainings, Events, Fachpublikationen und Consulting für die Implementierung von Standards und Prozessen an. Gesellschafter der GS1 Germany sind der Markenverband und das EHI Retail Institute e.V. Zum weltweiten Netzwerk des privatwirtschaftlich organisierten Non-Profit-Unternehmens zählen rund 110 GS1- Länderorganisationen.

Weitere Informationen: www.gs1-germany.com

Wie weit sehen Sie GS1 Standards künftig in der E-Commerce-Welt verankert?

E-Commerce ist für uns Pflicht und Chance zugleich. Wir forschen und investieren für und in den E-Commerce-Handel. Zum Beispiel stellen wir uns die Frage, wie wir unsere GTIN weiterentwickeln können, damit Produkte auf Websites besser auffindbar werden. Mit dem neuen Standard GS1 Smart Search gelingt es, Produkt- und Standortinformationen für Suchmaschinen besser interpretierbar zu machen. Internetseiten mit dieser Darstellung können im Ergebnisranking leichter nach oben steigen, was für den Online-Handel oftmals der Erfolgsfaktor ist. Ein weiteres Beispiel ist das aktuelle Projekt eContent. Mit Vertretern aus Handel und Industrie sollen unstrukturierte Daten standardisiert werden: Wie muss ein Bild aussehen, welchen Anforderungen muss es genügen, um Consumer-relevante Informationen zu übermitteln. Denn das ist es ja, was unsere Kunden wollen: aus einer Datenquelle heraus alle artikelrelevanten Informationen beziehen – Daten, die aggregiert und qualitätsgesichert zur Verfügung gestellt werden können.  

Zählen sprachgesteuerte Systeme und Voice Commerce auch zu den Themen, mit denen sich GS1 Germany in Zukunft befassen wird?

Ich bin davon überzeugt, dass Voice Commerce kommen wird. Sprache ist das Natürlichste, was wir anwenden können. Um über Sprache eine Produktzuordnung zu finden, brauche ich die Übersetzung von Sprache zum Beispiel in eine eindeutige Produktklassifizierung bzw. Produktidentifikation.

Category Management ist in den letzten Jahren ein wichtiges Thema für GS1 Germany geworden. Wie wird sich dieser Bereich künftig weiterentwickeln?

Mit der Category-Management-Zertifizierung zählen wir zu den größten Ausbildern in diesem Bereich. Doch das Berufsbild des Category Managers wird sich durch die Verfügbarkeit von vielen weiteren Daten und die Möglichkeit, diese Daten zu analysieren, grundlegend ändern. Stellen Sie sich vor, wir sind in der Lage, über Daten zu verfügen, die nicht nur das Wetter für eine Stadt vorhersagen, sondern auch die Verkehrssituation, Veranstaltungen und wie viele Menschen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt und wie lange in einer Stadt aufhalten werden. Wenn ich in der Lage bin, mein Sortiment kurzfristig an eine lokale Situation anzupassen, dann können Sie ermessen, was das für den Beruf eines Category Managers in Zukunft bedeuten wird, nämlich viel mehr Kompetenz im Bereich Data Analytics.  

Wo sehen Sie künftig Schwerpunkte in der Zusammenarbeit mit der internationalen GS1-Community?

Als GS1 global werden wir in Zukunft noch mehr im internationalen Kontext arbeiten. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir mit kollaborativen Innovationen wesentlich schneller agieren können, als wenn jedes Land für sich versucht, Dinge zu entwickeln und sie anschließend auf internationale Standards hebt. Bei so komplexen Themen wie Blockchain oder IoT macht es zum Beispiel keinen Sinn, wenn wir uns als nationale GS1-Organisation alleine Gedanken machen. Da sind wir gut beraten, diese Themen gemeinsam mit anderen Ländern anzugehen und die Kompetenzen zu bündeln. Als GS1 Germany sind wir schon immer Schrittmacher gewesen. Das wollen wir auch in Zukunft für uns in Anspruch nehmen. Unsere Ambition ist es, wichtige Themen in der globalen Organisation zu verbreiten und anzubieten, Themen, die national erfolgreich sind, global weiterzuentwickeln.

Das Interview führten Winfried Lambertz und Andreas Kruse.

Thomas Fell: Retail-Experte

Thomas Fell begann seine berufliche Tätigkeit 1993 nach dem BWL-Studium an der Universität Mannheim bei IBM in Frankfurt. Zuletzt verantwortete er das Mittelstandsgeschäft und den Geschäftskundenvertrieb als Mitglied der Geschäftsführung der IBM Deutschland GmbH. Zuvor war er Direktor des IBM-Geschäftsbereichs Handel, Dienstleistungen, Transport und Touristik. Nach zwei Jahren als Vorstand der Pironet NDH AG wechselte er 2010 zur Wincor Nixdorf AG, wo er als Bereichsvorstand den weltweiten Retail-Bereich verantwortete. Während dieser Zeit trug er wesentlich zum Ausbau des Geschäfts und der Internationalisierung des Retail-Segments bei.  

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